- Wiener Congreß
Wiener Congreß, die vom 20. Sept. 1814 bis 10. Juni 1815 von den Gesandten der europäischen Mächte gebildete Versammlung, deren Beschlüsse auch jetzt noch der Hauptsache nach die Grundlage des europäischen Staatsrechts sind. Von den Verhandlungen selbst ist so viel bekannt, daß die Wiederherstellung Polens und die Wiedereinsetzung des Königs von Sachsen zu ernsten Mißhelligkeiten zwischen Oesterreich, England und Frankreich einerseits, Rußland und Preußens anderseits führten, zu deren Hebung Napoleons I. Landung in Frankreich wesentlich beitrug, der am 13. März in die Acht erklärt wurde. Die bekannt gemachten Akten betreffen die Gebietsabtheilung, die Abschaffung des Sklavenhandels, die Herstellung der freien Schifffahrt auf den deutschen Strömen etc. Oesterreich erhielt das lomb.-venet. Königreich, Illyrien, Dalmatien, Tyrol u. Vorarlberg, Salzburg und die 1809 an Bayern abgetretenen Theile des Erzherzogthums, deßgleichen die damals an Rußland abgetretenen Theile Ostgaliziens zurück; für Marie Louisen Parma, für seine Secundogenituren Toscana u. Modena; Preußen erhielt ein Stück von Polen, fast halb Sachsen, schwed. Pommern, Cleve, Berg u. den größten Theil des linken Rheinufers bis zur Maas; Bayern Würzburg, Aschaffenburg und die Rheinpfalz; Hannover die Königswürde, Ostfriesland, Lingen und einige andere kleinere Theile; Belgien und Holland wurden zum Königreich der Niederlande vereinigt, dem König derselben Luxemburg als deutsches Großherzogthum zugetheilt; England behielt Malta, Helgoland, das Cap, Ceylon, die meisten eroberten Colonien, die Schutzherrschaft über die Ionische Inselnrepublik; die Schweiz wurde durch Pruntrut, Wallis, Neuenburg und Genf vergrößert; Sardinien erhielt Genua; Norwegen wurde mit Schweden vereinigt u. Dänemark bekam dafür Lauenburg. Ein deutscher Ministercongreß tagte zu Wien vom 25. Nov. 1819 bis 16. Mai 1820, durch welchen der deutsche Bund von 1815 seine Vervollständigung erhielt (Wiener Schlußacte). Flassans Geschichte des W. C.es erschien deutsch in Leipz. 1830.
http://www.zeno.org/Herder-1854.