Franciscaner

Franciscaner

Franciscaner, fratres minores, d.h. geringere Brüder, nach ihrem Stifter auch seraphische, von ihrer Tracht graue Brüder und Barfüßer genannt, hießen die Mitglieder des vom hl. Franz von Assissi (s. d.) gestifteten Ordens. Derselbe nahm seinen Anfang zu Assissi in dem Kirchlein S. Maria in Portiuncula u. breitete sich noch bei Lebzeiten des Stifters fast in der ganzen damals bekannten Welt aus. Er zählte 1264 in 33 Provinzen 8000 Klöster mit mehr als 200000 Bewohnern, im 14. Jahrh. raffte der schwarze Tod 124000 F. weg, im 18. Jahrh. zählte der Orden 150000 Mitglieder und bis heute ist trotz aller Verminderung die Verheißung, er werde dauern bis zum jüngsten Gericht, nicht zu Schanden geworden. Aus dem Zwecke: Bekehrung der Menschen durch treue Nachbildung des Lehrens und armen Lebens Jesu Christi u. der Apostel, erklärt sich die Strenge sowie aus der Thatsache, daß Milderungen niemals zum Guten führten, die Zweckmäßigkeit der Regel. Diese schreibt außer Gehorsam und Keuschheit vor: Eigenthumslosigkeit der Vereine als solcher u. ihrer Mitglieder; bloß Nahrungsmittel als Almosen anzunehmen, ohne Fußbekleidung, Stab oder Tasche im grauwollenen Rocke mit der Kapuze als Kopfbedeckung und umgürtet mit einem Stricke herumzuwandern. Jedem Hause steht ein Guardian (Wächter) und sein Vicarius (Stellvertreter) vor, welche alle 2 Jahre von der Provinz (Landschaft) neu gewählt werden. An der Spitze der Provinz steht ein Provincial (Landschaftsmeister), der über die Aufnahme von Mitgliedern entscheidet und diesen erlaubt zu predigen und Missionär zu werden, der ganze Orden gehorcht einem General oder »Diener der gesammten Brüderschaft«, der gleich den Häuptern anderer Orden in Rom lebt. Viele Heilige und große Gelehrte, wie Franz von Hales, Bonaventur, Duns Scotus, Roger Baco u.a. gingen aus dem Orden der F. hervor, welche von den Päpsten mit vielen Privilegien versehen u. allmälig Gegner der gleichzeitig entstandenen Dominikaner wurden. Den Milderungen der Regel, welche schon vom 2. Ordensgeneral, Elias, angebahnt wurden, traten andere entgegen und so theilte sich der F.orden in Zweige, deren wichtigste sind: 1) Conventualen, welche gemeinschaftlich lebten u. gemeinsames Besitzthum hatten, zum Unterschied von den Einsiedlerbrüdern u. Familienbrüdern, welche letztere neue Lebensweisen aufbrachten. 2) Observanten, welche die Regel des Stifters mehr oder minder streng beobachten u. sich in solche von der strengen Observanz u. der Observanz schlechtweg theilten, welche Trennung 1368 vom Papst selbst bestätigt wurde. – In der Reformationszeit verdienten sehr viele F. die Geißel des Erasmus, Leo X. versuchte umsonst, alle F. unter Einer Observanz zu vereinigen, der Cardinal Ximenes vermochte keine Ordnung und Zucht in den F.klöstern herzustellen, deßhalb gedieh 3) der Kapuzinerorden eigentlich ohne Stifter, da der als Stifter betrachtete Mathäus Bassi und die 2 nächsten Generale (der 3. war der Apostat Ochino) keine Personen waren, welche zu Stiftern und Erhaltern eines geistlichen Ordens taugten. Die Kapuziner haben strengste Armuth als Hauptregel, sind für die niedern Volksklassen berechnet und haben sich von jeher weniger durch Gelehrsamkeit als durch Missionseifer, namentlich in Brasilien, ausgezeichnet. – Der F.orden, dessen Ordensprovinzen nach dem Falle Napoleons I. sich wieder gestalteten u. dessen Zweige durch besondere Generale, Tracht u. Verschiedenheiten der Regel sich unterscheiden, zählt gegenwärtig im Ganzen noch bei 14000 Mitglieder, darunter etwa 3000 Conventualen unter dem Ordensgeneral Karl Magni (in Bayern zu Würzburg, Schönau, Oggersheim); die Observanten haben in Sicilien 300, in Oesterreich 122, in der Türkei 36, in Bayern 24 Klöster u.s.f., stehen unter dem General Aloys von Loretto und bewachen das hl. Grab in Jerusalem. – Der weibliche Zweig des F.ordens sind die Clarissinen, Urbanistinen und Kapuzinerinen. Die Befürchtung, der Zudrang zum Klosterleben möchte der Bevölkerung Eintrag thun, soll den hl. Franz von Assissi zur Stiftung der Tertiarier veranlaßt haben, welche Weltleute blieben, aber nach bestimmten vom Stifter gegebenen Regeln christlich zu leben trachteten und Menschen aus den höchsten u. niedersten Ständen unter sich zählten. Auch in unserer Zeit giebt es viele Tertiarier.


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