Spanischer Erbfolgekrieg

Spanischer Erbfolgekrieg

Spanischer Erbfolgekrieg. Der span. König Karl II. hatte in seinem Testamente den frz. Prinzen Philipp von Anjou, den Enkel seiner ältesten Schwester zum Erben eingesetzt; Kaiser Leopold I. verlangte aber den Thron für seinen jüngern Sohn Karl, weil Leopold selbst ein Nachkomme von Erzherzog Philipp und Johanna von Aragonien und Castilien, ein Sohn von Philipps III. Tochter Maria Anna und Gemahl von Philipps V. Tochter Maria Theresia war. Mit dem Kaiser verbanden sich nach u. nach England, Holland, Savoyen, Portugal und die meisten Reichsfürsten, Frankreichs Bundesgenossen waren Bayern, Köln, die ungar. Rebellen unter Rakoczi, der größte Theil der span. Nation. Kriegsschauplatz wurden zunächst das südwestliche Deutschland, die span. Niederlande, Spanien selbst; die Flotten bekämpften sich im Mittelmeere u. in den amerikan. Gewässern. Im Jahre 1701 siegte Eugen bei Carpi und Chiari in der Lombardei, 1702 stand ihm aber eine so starke Macht unter Vendôme gegenüber, daß er mit Mühe einen Theil der Lombardei zu behaupten vermochte. Im gleichen Jahre siegte Ludwig von Baden bei Drusenheim u. nahm Landau, der Krieg erhielt aber eine andere Wendung, als sich der Kurfürst von Bayern für die Franzosen erklärte u. die Feindseligkeiten eröffnete. In den Niederlanden geschah durch das engl. niederländ. Heer unter Marlborough nichts Bedeutendes, dagegen nahm Admiral Rook die span. Silberflotte bei Vigo. 1703 verbündete sich der Herzog von Savoyen mit dem Kaiser, wurde jedoch von den Franzosen sehr in die Enge getrieben, da der treffliche kaiserliche General Stahremberg ihn nur mit einem kleinen Heere unterstützen konnte; in den Niederlanden machte Marlborough einige Fortschritte; in Deutschland gelang dem frz. Marschall Villars die Vereinigung mit dem Kurfürsten von Bayern, der hier auf, während Villars Ludwig von Baden und den kaiserl. General Styrum beschäftigte, in Tyrol bis an den Brenner vordrang, aber von den Bauern mit großem Verluste wieder nach Bayern getrieben wurde, wo Villars mit ihm Styrum bei Höchstädt schlug. 1704 vereinigte sich Marlborough mit Eugen am Neckar, schlug am 2. Juli die Bayer auf dem Schellenberge u. mit Eugen am 15. Aug. das frz. bayer. Heer in der Hauptschlacht bei Höchstädt od. Blenheim, worauf die Franzosen über den Rhein flohen. In Italien eroberte Vendôme fast ganz Savoyen u. Piemont; am untern Tajo boten sich ein portugies.-engl. Heer u. ein frz.-span. die Spitze, das nur von 100 Mann besetzte Gibraltar wurde am 2. August 1704 von Admiral Rook für England erobert u. am 28. Aug. die frz. Flotte auf der Höhe von Malaga gänzlich geschlagen. 1705 konnte Marlborough in den Niederlanden nichts Entscheidendes ausführen, auf beiden Seiten des Oberrheins bekämpften sich Villars und Ludwig von Baden mit abwechselndem Glücke; in Italien lieferte Eugen die vergebliche Schlacht bei Cassano; in Spanien landete der Erzherzog bei Barcelona u. eroberte es, ganz Catalonien und Valencia huldigten ihm als König Karl III. 1706 schlug Marlborough am 23. Mai die Franzosen in der Hauptschlacht bei Ramillies u. eroberte fast die ganzen span. Niederlande; am Oberrhein fiel nichts Entscheidendes vor, dagegen führte Eugen durch seine glänzendste Operation seine Vereinigung mit dem Herzog von Savoyen vor dem belagerten Turin herbei, schlug die dreimal stärkeren Franzosen am 7. Sept. bei Turin und warf sie aus Italien; in Spanien besetzten die Verbündeten Madrid, mußten es aber bald wieder räumen. 1707 belagerten die Verbündeten unter dem Herzoge v. Savoyen Toulon, zogen aber mit großem Verluste wieder ab, dagegen eroberte Daun mit einem österr. Corps Neapel u. wurde Villars, aber erst nachdem er den ganzen schwäb. Kreis ausgesogen hatte, zum Rückzug über den Rhein genöthigt. In den Niederlanden hielten sich Vendôme u. Marlborough im Schach, in Spanien gewann Philipp V. den 25. April eine Hauptschlacht bei Almanza u. in Folge davon fast die ganze Provinz Valencia. 1708 wurde Vendôme von Eugen und Marlborough am 11. Juli bei Oudenarde geschlagen, Lille v. Eugen erobert, am Oberrhein, in Italien und Spanien ohne bedeutende Erfolge operirt. Das folgende Jahr bot Ludwig XIV. alle Kräfte auf, nachdem seine Friedensanerbietungen von den Verbündeten mit übermüthigen Forderungen erwidert worden waren; aber Villars wurde von Eugen und Marlborough am 11. Sept. bei Malplaquet geschlagen, was die Vereitelung des Einfalls der Reichsarmee in das Elsaß u. der savoy.-kaiserl. in die Dauphiné nicht aufwog; in Spanien hielt Stahremberg mit geringen Mitteln die Sache des Erzherzogs aufrecht. 1710 zerschlugen sich die Friedensunterhandlungen abermals, Eugen u. Marlborough gingen über die frz. Gränze, konnten aber gegen Villars nur einige unbedeutende Festungen erobern; in Italien geschah nichts, weil der Herzog von Savoyen mit dem Kaiser uneinig war; in Spanien siegte Stahremberg am 27. Juli bei Almenara, eroberte Madrid und siegte am 20. Aug. bei Saragossa; Kastilien mußte aber wegen des Volksaufstandes geräumt werden, ein engl. Corps wurde bei Brihuega am 10. Dec. gefangen, Stahremberg konnte dasselbe trotz seines am gleichen Tage erfochtenen Sieges nicht befreien, worauf er sich nach Catalonien zurückzog. Im Jahre 1711 wurde Marlborough von der engl. Regierung zur Unthätigkeit verurtheilt, starb Kaiser Joseph I. und erhielt seinen Bruder Karl (VI.) zum Nachfolger, geschah in Spanien, Italien u. am Rheine nichts Bedeutendes. Da die Verbündeten des Kaisers nicht gesonnen waren, ihm zu Oesterreich auch Spanien u. Karln VI. das Reich Karls V. zu verschaffen, so gingen die Friedensverhandlungen zu Utrecht ihren Gang; Villars schlug am 24. Juli den General Albemarle bei Denain, Eugen wurde zuerst von dem engl. Hilfsheere verlassen, dann von den Holländern verhindert Douay u. Quesnoy zu entsetzen; Savoyen, Portugal u. Holland folgten der Politik Englands, wodurch 1713 zwischen den Krieg führenden Mächten mit Ausnahme des Kaisers u. des Reichs am 11. April der Friede zu Stande kam. Unterdessen stand Eugen mit einer schwachen Macht am Rhein, konnte Villars nicht die Eroberung der Manheimer Rheinschanze, Landaus und Freiburgs verhindern u. rieth dringend zum Frieden, der am 7. Sept. zu Baden im Aargau endlich zu Stande kam und im Wesentlichen den Utrechter bestätigte, während Philipp V. bis 1720 widerstrebte (vgl. Alberoni). England gewann durch den s. E. von Spanien Gibraltar und Minorca, sowie das Recht 30 Jahre lang in die span. Colonien Negersklaven zu liefern; von Frankreich Neuschottland; Holland den Barrièrentractat (s. Barrièreplätze); der Herzog von Savoyen Sicilien, der Kaiser endlich die Insel Sardinien, Neapel, das Herzogthum Mailand und Mantua, die span. Niederlande; das deutsche Reich erhielt Kehl u. Altbreisach zurück, verlor aber Landau.


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