- Bellarmin
Bellarmin, Franz Romulus Robert, der gelehrteste und jedenfalls gewandteste Vertheidiger der Kirche in der Reformationszeit, wurde 1542 zu Monte Pulciano im Florentinischen geb. und war der Neffe des Cardinals Cervino (Papst Marcell II.); 18jährig durch Lainez Jesuit lehrte er 1564–67 in Mondovi Beredsamkeit nach griech. Mustern, studierte Theologie in Pavia und Löwen; wurde 1570 der erste Lehrer seines Ordens an letzterer Universität, erhielt vom General Borgia den Auftrag, der Reformation in den Niederlanden entgegenzuwirken. 1570–1589 hielt er in Rom polemische Vorlesungen, aus welchen sein Hauptwerk: disputationes de controversiis fidei hervorging. Bis zur Stunde das Ausführlichste, was gegen den Protestantismus geschrieben worden, verbindet es mit ungeheurer Gelehrsamkeit eine vergleichungsweise würdige Polemik und wurde seit 1581 unzähligemal aufgelegt. B. schrieb gegen Flavius Illyricus, über den Ablaß, betheiligte sich bei der Redaction der Vulgata und wurde von Sixtus V. nach Frankreich gesendet, um Colloquien gegen die Hugenotten zu halten. Er mischte sich in das politische Parteigetriebe nicht ein, aber Sixtus V. Nachfolger Gregor XIV. war für die Ligue und rief 1590 B. von Paris ab. Von Würde zu Würde steigend wurde B. 1599 Cardinal, blieb aber stets ein einfacher strenger Mönch. 1602 von Rom nach Capua als Erzbischof versetzt, schrieb er 1603 seinen Katechismus, der in sehr viele Sprachen übertragen wurde. 1605 legte er sein Erzbisthum nieder, u. nahm nicht einmal ein Jahrgeld an. In Rom 1605–1621 widmete er sich kirchlich-politischer und literarischer Thätigkeit u. beaufsichtigte das deutsche Collegium. Seit 1811 weiß man, daß B. als Mitglied der Inquisition sich beim ersten Prozesse Galileis sur denselben erklärte und daß Kopernikus Lehre als Hypothese dargestellt, nur nicht förmlich behauptet werden sollte. – Gegen Venedig u. Paul Sarpi trat B. mit Baronius u. gegen Jakob I. von England in Streitschriften für den Papst auf. Gegen den kath. Juristen Barclay, der dem Papste zu wenig Recht einräumte, räumte B. dem Papste gegenüber den weltlichen Fürsten wohl zuviel ein und 1610 wurde seine Schrift vom franz. Parlament feierlich verboten. – B. st. am 17. Sept. 1621. Die disputationes erschienen zuerst in Rom 1581–91 in 3 Foliobdn. 1842 von Sausen in Mainz herausgegeben und von Gumposch ins Deutsche übersetzt (Augsburg 1842). Sämmtliche Werke: Venedig 1721, 5 Bde. Köln 1619, 7 Bde. Fuligatti, Bartoli und Cervino beschrieben B.s Leben und 1846 ein fränkischer Geistlicher (Augsburg bei Kollmann).
http://www.zeno.org/Herder-1854.