- Suwórow
Suwórow, Alexander Wasiljewitsch, Graf Rimnikski, Fürst Italinsky, geb. 1729 in der Ukraine, Sohn eines russ. Generals (aus einer aus Schweden stammenden Familie Suwor), trat mit dem 13. Jahre in das Militär, wurde 1754 Lieutenant, zeichnete sich bei Zorndorf und Kunnersdorf aus, wurde Oberstlieutenant, nach dem Frieden Oberst. 1768 kommandirte er unter Apraxin u. Prosorowski gegen die Conföderation von Bar (s. Polen), erstürmte Krakau und wurde Generalmajor, focht im Türkenkriege (1768–74) unter Romanzow u. Kamenskoi und trug zu deren Siegen viel bei, wofür er zum Generallieutenant befördert wurde. 1780 bekämpfte er am Kaukasus die Lesghier, wurde General der Infanterie, kommandirte in dem neuen Türkenkriege (1787) ein Armeecorps, siegte bei Kinburn, half 1788 Otschakow erstürmen, siegte mit den Oesterreichern unter Koburg bei Fokschani 1. August 1789, den 22. Septbr. bei Martinestie am Rimnik, wofür er von Joseph II. die Reichsgrafenwürde, von Katharina II. den Beinamen Rimnikski erhielt, am 22. Dezbr. 1790 aber erstürmte er mit beispielloser Kühnheit Ismail. Beim Ausbruch der poln. Insurrection 1794 erhielt S. den Oberbefehl über das 30000 Mann starke Hauptcorps, vernichtete am 19. Sept. bei Brcesk Littewski ein poln. Corps u. erstürmte am 4. Nov. unter furchtbarem Blutvergießen Praga, wodurch er den Krieg endigte und Feldmarschall wurde. Hierauf zog er sich auf sein Landgut zurück, übernahm aber 1799 den Oberbefehl über die russ. und österr. Armee in Italien, siegte bei Cassano, am Tidone, an der Trebia, bei Novi, wurde aber jetzt in die Schweiz geschickt, die Massena für die Franzosen noch behauptete; mit ungeheurer Anstrengung forcirte er den Gotthard und zog an den Vierwaldstädtersee herab, fand aber das russ.-österr. Heer unter Korsakow und Hotze durch Massena vollständig geschlagen und dem Rhein und Bodensee zufliehend. In dieser verzweifelten Lage führte S. seine 25000 Mann aus dem Schächenthal auf Gebirgspfaden in das Muottathal, von dort in das glarnische Lintthal, warf den franz. General Molitor bei Mollis u. Näfels, schlug einen Angriff Massenas auf die Arrièregarde im Muottathal grimmig zurück, wandte sich dann durch das Sernfthal über den Segnespaß nach Graubünden und gab bei dieser Gelegenheit den verfolgenden Franzosen noch eine Lection bei Matt. Dieser Zug dauerte vom 27. Sept. bis 10. Octbr., kostete etc. der Mannschaft, alle Geschütze, fast alle Pferde u. Lastthiere, erhöhte aber nur den Ruhm S.s und seiner Armee. Erbittert über die Oesterreicher, die ihn schlecht unterstützt hatten, wandte er sich nach Schwaben und Bayern und führte auf den Befehl Pauls I. die russ. Armee in die Heimath zurück. In Riga erhielt er krank einen starken Beweis der kaiserl. Ungnade, kam am 2. Mai in Petersburg an u. st. 18. Mai 1800. S. war der größte Feldherr, den Rußland bis jetzt hervorgebracht hat; unter einem bizarren, selbst rohen Benehmen verbargen sich ein glühender Ehrgeiz u. gründliche Kenntniß der Kriegswissenschaft; wie alle große Feldherrn liebte er entscheidende Operationen und führte sie mit dem Aufgebot aller Kraft durch, indem er die zögernde Langsamkeit und Unentschlossenheit nicht weniger als Napoleon I. haßte u. verachtete; wie dieser hatte er das unbedingte Vertrauen der Soldaten erworben u. durfte ihnen das Mögliche zumuthen. Wir dürfen einem Gewährsmann wie Seume glauben, daß S. persönlich keine Neigung zur Grausamkeit hatte, welche Meinung die Erstürmung von Ismail und Praga in Europa verbreitete; Europa hat aber erst durch neuere Ereignisse wieder erfahren, daß bei der Erstürmung einer Stadt, deren Bewohner am Kampfe Antheil nehmen, die Wuth der Soldaten während des Kampfes selbst nicht zu bändigen ist. – Von S.s Söhnen ertrank der eine 1811 im Rimnik, der andere, Alexander, ist Generallieutenant.
http://www.zeno.org/Herder-1854.