- Planeten
Planeten heißen diejenigen Weltkörper, die sich in elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen und von dieser ihr Licht erhalten; ihren Namen P. oder Wandelsterne haben sie daher, weil sie ihre Stellung zu den andern Sternen stets ändern. Dem bloßen Auge erscheinen sie ähnlich den Fixsternen, nur mit ruhigerem und etwas matterem Lichte, durch das Fernrohr aber als kleine Scheiben. Ihre Reihenfolge von der Sonne an ist: Mercur, Venus, Erde, Mars, dann kommen in ziemlich gleicher Entfernung von der Sonne die 35 bis jetzt bekannten kleinen P., hierauf Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Sonst theilte man die P. (ohne die Erde) in obere und untere, je nachdem sie von der Sonne mehr od. weniger entfernt sind als die Erde; jetzt unterscheidet man 3 Hauptgruppen: 1) die innern, der Sonne nahen P.: Mercur, Venus, Erde und Mars, die sich von den übrigen durch kürzere Umlaufszeit und längere Dauer der Axendrehung (24 St., etwas mehr oder weniger) unterscheiden; 2) die Gruppe der Klein-P. od. Planetoiden, mit ziemlich gleicher Sonnenferne und Umlaufszeit; 3) die äußern sonnenfernen Groß-P.: Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, mit viel längern Umlaufszeiten, dagegen kürzerer Dauer der Axendrehung als bei den innern. Von den innern P. hat die Erde nur einen Mond, jeder der äußern großen P. mehre derselben. Die Bewegung der P., wie wir sie von der Erde aus am Himmel sehen, ist scheinbar sehr unregelmäßig, bald rechtläufig, bald rückläufig, bald stillstehend; sie fand ihre Erklärung erst durch das Kopernicanische System, indem die gleichzeitige Bewegung der Erde (als Beobachtungsstandpunkt) jene scheinbaren Unregelmäßigkeiten erklärt. Die Gesetze der Bewegung der P. wurden von Kepler (s.d.) aufgefunden, nach ihm »Keplersche Gesetze« genannt; die theoretische Begründung derselben lieferte später Newton durch seine Lehre von der allgemeinen Anziehung. Seitdem sind die Bahnen der P. mit großer Genauigkeit bestimmt. Die Neigungen dieser Bahnen gegen die Ekliptik sind verschieden, im allgemeinen bei den ältern P. gering, so daß diese immer innerhalb des Thierkreises gesehen werden; viel größer ist sie bei den Klein-P., die sich deßhalb oft weit vom Thierkreise entfernen, auch eine viel größere Excentricität der Bahnen haben, die deßhalb viel gestrecktere Ellipsen bilden. 1) Merkur (☿), mittlere Entfernung von der Sonne 8 Mill. Ml., Durchmesser 671 Ml.; siderische Umlaufszeit 87 Tage, 231/4 St., Rotationsperiode 24 St. 5 Min. Wegen seiner Nähe bei der Sonne nur selten mit bloßem Auge sichtbar. 2) Venus (♀), mittlere Entfernung von der Sonne beinahe 15 Mill. Ml., Durchmesser nach Mädler 1717 Ml., Umlaufszeit 224 Tage 163/4 St., Rotationsperiode 23 St. 21 Min. Venus ist der hellste aller P., zuweilen selbst am Tage sichtbar. 3) Erde (s.d.). 4) Mars (♂), mittlere Entfernung von der Sonne 31 etc. Mill. Ml., Durchmesser 892 M., siderische Umlaufszeit 686 Tage 231/2, St., Rotationsperiode 24 St. 37 Min. Mars erscheint in rothem Lichte und zeigt durch das Fernrohr dunkle Flecken auf seiner Scheibe, dagegen helle Flecken an seinen beiden Polen, die vielleicht dem Schnee unserer Polargegenden entsprechen. 5) Die kleinen P., Planetoiden od. Asteroiden genannt, alle in ziemlich gleicher Entfernung von der Sonne; man kannte bis 1856 bereits 35; sie sind nach der Zeitfolge ihrer Entdeckung: Ceres, entdeckt von Piazzi in Palermo 1. Jan. 1801; Pallas, von Olbers 28. März 1802; Juno, 1. Sept. 1804 von Harding in Lilienthal; Vesta, 29. März 1807 von Olbers; 1845 Asträa; 1847 Hebe, Iris, Flora; 1848 Melis; 1849 Hygiea; 1850 Parthenope, Victoria, Egeria; 1851 Irene, Eunomia; 1852 Psyche, Thetis, Melpomene, Fortuna, Massalia, Lutetia, Kalliope, Thalia; 1853 Phokäa, Themis, Proserpina, Euterpe; 1854 Bellona, Amphitrite, Urania, Euphrosyne, Pomona, Polyhymnia; 1855 Circe, Leukothea. Die Namen ihrer Entdecker sind, außer den bereits Genannten: Henke, Hind, Graham, de Gasparis, Luther, Chacornac, Goldsmith, Ferguson. Die Größe dieser Planetoiden ließ sich bisher nicht bestimmen. Die mittlere Entfernung von der Sonne beträgt zwischen 451/2 und 651/6 Mill. Ml.; die Umlaufszeit zwischen 3 Jahren 98 Tagen und 5 Jahren 257 Tagen. Dem bloßen Auge sind sie sämmtlich unsichtbar, mit Ausnahme der Vesta, die zuweilen mit unbewaffnetem Auge sich erkennen läßt. Statt der sonst üblichen Zeichen bedient man sich bei den Planetoiden jetzt einer in einen Ring eingeschlossenen Zahl, welche die Reihenfolge der Entdeckung angibt. 6) Jupiter (♃), mittlere Entfernung 1071/2 Mill. Ml. Aequator = Durchmesser 20018 Ml., polarer bloß 18500, körperlicher Inhalt 1414 mal größer als der der Erde, siderische Umlaufszeit 11 Jahre 314 Tage 20 St., Rotationsperiode trotz seiner Größe bloß 9 St. 551/2 Min., woraus sich seine starke Abplattung erklärt, die nach Arago 1/17 beträgt. Zu beiden Seiten des Aequators bemerkt man durch das Fernrohr mehre dunkle Streifen, die sich über die ganze Scheibe hinziehen. Jupiter wird von 4 Monden begleitet, die 1609 und 1610 von Simeon Mayer und Galilei entdeckt wurden; sie sind sämmtlich größer als der Erdmond, umkreisen den Jupiter in 11/2, 3, 7 u. 14 Tagen und werden fast bei jedem Umlaufe verfinstert. 7) Saturn (♄), mittlere Entfernung 197 Mill. Ml., Durchmesser des Aequators 16300, polarer 14700 Ml.; körperlicher Inhalt 772 mal größer als die Erde; siderische Umlaufszeit 291/2, Jahre, Rotationsperiode 101/2, St. Durch das Fernrohr zeigt er ebenfalls dunkle Streifen dem Aequator parallel. Besonders überraschend ist das Ringsystem des Saturn, bestehend aus 2 dünnen und flachen Ringen, die ihn ziemlich concentrisch umgeben; die Breite beider mit Einschluß des Zwischenraumes beträgt 6047 Ml., die Dicke 29 Ml., der Abstand vom Aequator des Saturn 600 Ml. Nach neuesten Beobachtungen von Bond und Dawes 1850 soll sich in diesem Raume zwischen dem P. und dem innern Ringe noch ein dritter dunkler, aber durchsichtiger Ring befinden. Außerdem wird Saturn noch von 8 Monden begleitet, von denen 5 schon im 17. Jahrh. entdeckt wurden, der neueste 1818 von Lassel. 8) Uranus (?), entdeckt von Herschel dem Aeltern 13. März 1781; mittlere Entfernung 3961/2, Mill. Ml., Durchmesser 7466 M., an körperlichem Inhalt 82 mal größer als die Erde; Umlaufszeit 84 Jahre 5 Tage 193/4 St., Rotationsperiode noch unbekannt, nach der starken Abplattung aber ohne Zweifel kurz, erscheint dem bloßen Auge etwa wie ein Stern 6 Größe. Herschel entdeckte 6 Monde, die jedoch nicht alle wieder gefunden wurden; in neuester Zeit fand Lassel noch 2 weitere. 9) Neptun (Ψ), entdeckt von Dr. Galle in Berlin 23. Sept. 1846, nachdem ihm Leverrier (s.d.) in Paris den muthmaßlichen Ort desselben mitgetheilt. Mittlere Entfernung 6203/4 Mill. Ml., Durchmesser über 8000 Ml.; siderische Umlaufszeit 1641/2 Jahre; an Inhalt 100 mal größer als die Erde. Lassel beobachtete 2 Monde.
http://www.zeno.org/Herder-1854.