Dogmatik

Dogmatik

Dogmatik, Glaubenslehre, nennt man seit dem 17. Jahrh. besonders die wissenschaftliche Darstellung des christlichen Lehrbegriffes. Staudenmaier nennt die D. Wissenschaft des Glaubens, näher die »Wissenschaft der in und mit den Dogmen gesetzten positiven Wahrheiten des Christenthums, wie diese von der durch Christus gestifteten und durch den hl. Geist geleiteten Kirche festgehalten, verkündet, erklärt und verbürgt sind.« Jesus und die Apostel gaben kein dogmatisches System, aber schon mit den Apologeten, namentlich mit Justin begann das Streben darnach; Origenes wurde durch seine 4 Bücher de principiis für das Morgenland, Augustinus durch das Enchiridion, de doctrina christiana und das Meisterwerk de civitate Dei für das Abendland der Vater der D. Johannes Damascenus faßte die dogmat. Entwicklung der ersten 700 Jahre zusammen und im Ganzen ungestört entwickelt sich die D. durch die Scholastiker und Mystiker des Mittelalters. Skotus Erigena, der noch statt scholastischer Form sich des Dialogs bedient, Albert d. G., Thomas von Aquin, der große Dialektiker Duns Skotus leisteten Unvergängliches. Daß der Kampf gegen die außerkirchliche Reformation der Kampf gegen das Prinzip der Subjectivität (evangelische Freiheit genannt, die Berechtigung des Einzelnen, sich nach seinem Verständniß der Bibel seinen Glauben zu bilden) sei, zeigte sich schon, indem Melanchthon seine Loci communes nach Form und Inhalt mehrmals veränderte, Calvin durch seine institutio christianae religionis, Basil. 1536 ein »Schreckenssystem der Prädestination« schuf und fortan jede Sekte denselben gewöhnlich neue D.en und Symbole entgegensetzte. Gerhard kehrte in seinen loci theologici (1609–20) entschieden zur scholastischen Behandlung der D. zurück. Gegen die Reformation traten innerhalb der Kirche die Controversisten Dr. Eck, Bellarmin und Bossuet auf, während die eigentlichen D.er sich vorherrschend an Thomas von Aquin anschlossen und zur Erleichterung der wissenschaftlichen Darstellung D. und Moral trennten: Este, Suarez, Vasquez, Caravajal, M. Canus, Canisius, Petavius, C. Schrenk, Boucat u.a.m. Nachdem die Deisten mit aller christl. D. fertig geworden, gaben Wolf mit seiner »natürlichen Theologie« und Semler das Signal zur Unterjochung der prot. D. durch die Zeitphilosophie, eine Aufgabe, welche der Rationalismus seit Kant besonders auf dem Wege der Accommodation, der Perfectibilitätstheorie, der Kritik und mythischen Auslegung unermüdlich verfolgte, so daß die prot. D.en mehr oder minder nur philosoph. Lehrgebäude sind, (wie z.B. Marheineke die Religionsphilosophie Hegels theilweise umschrieb), und die Theologen je nach den philos. Schulen sich zusammenschaarten u. bekämpften. Der größte prot. D.er unsers Jahrh. war Schleiermacher, der neueste ist Lange »Philos. D.« Heidelberg 1849 bis 1851, 2 Bde. Nicht auf den durch das Tridentiner Concil abgeschlossenen Inhalt, wohl aber auf Form u. Methode der kath. D. übte die prot. Wissenschaft mehr od. minder entschiedenen u. wohlthätigen Einfluß. Die bedeutendsten D.en lieferten seit dem 18. Jahrh. Sommier, M. Gerbert, Ilger, Schwarz, Galura, Thanner, Dobmayer (st. 1805) u.a.; der ausgezeichnetste D.er unserer Zeit war Möhler, an welchen sich Klee, Staudenmaier, Kuhn, Drey, Baader, Günther, Pabst, Veith, Dieringer u.a. anreihen.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dogmatik — ist eigenständiges Lehrfach an katholischen und evangelischen theologischen Fakultäten über die dogmatische Auslegung des Inhalts der christlichen Glaubenslehre. Die Dogmatik nimmt besonders in der römisch katholischen Kirche eine zentrale… …   Deutsch Wikipedia

  • Dogmatik — (v. gr.), 1) überhaupt die Darstellung der Lehrmeinungen einer philosophischen od. religiösen Schule od. Partei, s. Dogma 4) u. 5); 2) (Theologia dogmatica), derjenige Theil der christlichen Theologie, welcher sich mit der kritischen Begründung u …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Dogmatik — Dogmatik. Das griechische Wort Dogma bezeichnet eigentlich jeden durch Schlußfolge gebildeten Lehrsatz. Namentlich wird demnach der Ausdruck Dogmatik von den Lehrsätzen gebraucht, welche zum Behuf der christlichen Glaubenslehre aus einzelnen… …   Damen Conversations Lexikon

  • Dogmātik — (griech.), die systematische Darstellung der Dogmen (s. Dogma). Da diese von den Kirchen formuliert werden, so wird auch jede D. den Lehren einer bestimmten Kirche gelten. Diese kirchliche D. tritt in einer Zeit, in der die Kirche das ganze… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Dogmatik — Dogmātik (grch.), die wissenschaftliche Darstellung und Begründung der kirchlichen Glaubenslehre, Teil der systematischen Theologie. Man unterscheidet orthodoxe (konfessionelle) D. (Vertreter: Thomasius, Philippi, Luthardt, Frank, W. Schmidt, von …   Kleines Konversations-Lexikon

  • dogmàtik — m 〈N mn ici〉 onaj koji se drži dogme, koji robuje dogmi, onaj koji je uvjetovan dogmom …   Veliki rječnik hrvatskoga jezika

  • Dogmatik — Dogmatik,die:⇨Starrheit(1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • dogmatik — dogmàtik m <N mn ici> DEFINICIJA onaj koji se drži dogme, koji robuje dogmi, onaj koji je uvjetovan dogmom ETIMOLOGIJA vidi dogma …   Hrvatski jezični portal

  • Dogmatik — Dog|ma|tik 〈f. 20〉 Lehre vom Dogma; Sy Glaubenslehre * * * Dog|ma|tik [österr. auch: … mat…], die; , en: 1. (Theol.) wissenschaftliche Darstellung der [christlichen] Glaubenslehre: die katholische, christliche D. 2. (bildungsspr., oft abwertend)↑ …   Universal-Lexikon

  • dogmátik — a m (á) 1. nav. slabš. kdor kaj dogmatično trdi ali se natančno, togo drži dogem: nestrpen dogmatik je; nočemo biti togi dogmatiki; ravna kot dogmatik 2. rel. strokovnjak za dogmatiko: katoliški, protestantski dogmatiki …   Slovar slovenskega knjižnega jezika

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”