- Brühl [1]
Brühl, Grafen von, eine sächs. Adelsfamilie, unter deren Mitgliedern Heinrich. der allmächtige Günstling u. Premierminister Augusts III. von Sachsen und Polen am bekanntesten geworden. Auf dem Stammgute Gangloff-Sömmern oder zu Weißenfels 1700 geb., der Sohn eines armen Geheimeraths, wurde er 1720 Page und Liebling Augusts II., der ihm innerhalb 20 Monaten 8 Aemter u. Würden verlieh. Als dieser 1733 st. erlangte B. durch Ueberbringung der Kroninsignien Polens die Gunst Augusts III., durch alle Künste eines vollendeten Höflings u. die Heirath mit einer Vertrauten der Königin immer höhere Stellen, trat 1738 nach Sulkowskys Sturz an die Spitze aller Geschäfte und wurde 1747 mit Beibehaltung der meisten früheren Würden und mit einem jährl. Gehalte von 52000 Thlrn. erster Minister. Als solcher schaltete er mit der ganzen Willkühr eines Großwessiers und brachte Sachsen besonders durch maßlose Verschwendung und unersättliche Habsucht an den Rand des Verderbens. Seine Politik trug Vieles zum Ausbruche des 7jähr. Krieges bei und während Sachsen unsäglich litt, nachdem es Friedrich II. en depôt genommen, schwelgte B. mit dem Könige in Warschau. Beide kehrten 1763 krank nach Dresden zurück, der König st. und sein Günstling folgte ihm schon im Oktober desselben Jahres. Er hatte Kunst und Wissenschaft unterstützt und seine 62000 Bücher wurden um 60000 Thlr. der Dresdener Bibliothek einverleibt. – Sein ältester Sohn Friedrich Aloys, Graf von, geb. in Dresden 1739, wurde 19jährig bereits poln. Kronfeldherr und Feldzeugmeister, machte den 7jähr. Krieg als Freiwilliger bei den Oesterreichern mit, kam 1763 in kurze Ungnade, wurde Starost und Gouverneur von Warschau und Kaminiek und st. 1793 zu Berlin, wo er 8 Jahre zurückgezogen gelebt. Durch seine treffliche Mutter hatte er eine gute Erziehung erhalten, war ein vollendeter Weltmann und dennoch ein edler Charakter, dessen Theaterstücke, Uebersetzungen und anonyme Schriften (z.B. über die Duelle, Pforta 1786) längst vergessen sind. – Hans Moriz, der 1739 zu Wiedernau geb. Bruderssohn des Ministers, wurde in Leipzig von Gellert besungen und Kronegks Freund, versah später Gesandtschaftsposten. wurde Landeshauptmann in Thüringen, 1764 bevollmächtigter Minister zu Paris, später in London u. st. 1793. Er erwarb sich Verdienste um die höhere Uhrenmacherkunst, Vervollkommnung astronomischer Werkzeuge u. durch eine Menge eigener astronomischer Beobachtungen. – Karl Friedrich Moriz Paul Graf von, der 1772 geb. Sohn des Obersten von B., wurde früh mit Göthe, Herder und Wieland bekannt, 1800 Kammerherr des Prinzen Heinrich von Preußen, 1813 Major im Generalstab, 1815 Generalintendant der kgl. Schauspiele in Berlin. Er begründete das dramatische Wochenblatt, sorgte für bessere Kostüme, Decorationen und Schauspieler und für eine würdige Stellung der Bühnendichter; st. 1837.
http://www.zeno.org/Herder-1854.