Bernhard, St., von Clairvaux

Bernhard, St., von Clairvaux

Bernhard, St., von Clairvaux (Klärwoh), der große abendländische Kirchenlehrer, wurde zu Fontaine 1091 geb.; sein Vater Tesselin war adeliger Krieger, seine fromme Mutter Aletha erzog daher den Knaben ausschließlich, bis er in die Klosterschule zu Chatillon eintrat, wo er sich zum geistl. Berufe vorbereiten sollte, für den ihn seine Mutter bestimmt hatte. Schon jetzt zeigte er ein Feuer des Geistes, das seine Genossen mit Staunen erfüllte und dabei doch eine große Neigung zur Einsamkeit und tiefem Sinnen. Im 23. Jahre wurde er Mönch und sein begeisterndes Beispiel führte seine Brüder und männliche Blutsverwandte, im Ganzen 30 Personen, mit ihm in das arme Kloster Cisteaux. B.s Anziehungskraft wirkte von hier aus so mächtig, daß bald zwei neue Klöster gegründet werden konnten, und bald darauf ein drittes, Clara vallis (Clairvaux bei Langres), dessen Abt 1115 B. wurde. Sein streng ascetisches Leben schwächte aber seine Gesundheit so sehr, daß er nicht mehr genau nach den Regeln des Ordens leben konnte und er selbst klagte später über jene Verirrung, die seinen Körper geschwächt und ihn zum Dienste für seine Brüder weniger tauglich gemacht habe. Indessen reichte seine Wirksamkeit schon weit über die Umgegend seines Klosters hinaus. Er beschützte die Geistlichen, welchen ihre Sittenstrenge Verfolgung zuzog, schrieb für den Templerorden, dem er eine große Bestimmung für alle Zeiten zudachte und wirkte namentlich zur Reformation des Klosterlebens; dieses Institut hielt er für den Quell, von dem immer neue Erfrischung des christl. Geistes in die Weltgeistlichkeit und das Laienvolk ausströmen müsse; in dieser Richtung wirkte mit ihm Peter von Clugny und beiden verdankt der Benedictinerorden seinen neuen Aufschwung, der für das sittliche und wissenschaftliche Leben der abendländ. Völker von so segensreichen Folgen war. Zugleich war B. durch Schrift und lebendiges Wort einer der gewaltigsten Bußprediger aller Zeiten; obwohl in der Einsamkeit lebend kannte er das menschliche Herz in allen seinen Falten, die Betrachtung der Natur (Eichen und Buchen nannte er selbst seine Lehrer), in welcher er das göttliche Walten überall suchte und fand, gab seiner Rede einen Boden, aus dem sie wie eine Ceder zum Himmel emporwuchs und Blick und Geist der Zuhörer von der Erde zum Himmel mit emporzog. Reiner und tiefer hat sich die christliche Naturanschauung noch nie geoffenbart. B. erkannte in der Kirche die lebendige christliche Offenbarung, das eine Reich Gottes auf Erden, deßwegen konnte er keine Störung desselben durch Ehrgeiz, Stolz, Nachlässigkeit und Unbesonnenheit einzelner Menschen hohen oder niederen Standes dulden. Bei dem Schisma, das durch den Gegenpapst, der sich Anaklet II. nannte, gegen Innocenz II. 1130 ausgebrochen war, verwandte sich B. mit aller ihm zu Gebote stehenden Macht für Innocenz II. und verhinderte eine größere Parteiung unter der abendländ. Christenheit; ebenso stand er für Eugen III. ein (gewählt 1145) seinen Freund und Schüler, an den er seine berühmte »Consideratio ad Eugenium papam« richtete (neu herausgegeben von Krabinger 1845). Worte, wie sie nur ein Heiliger sprechen kann und darf. Der apostolische Stuhl als der Grundstein der Kirche war für B. unantastbar, ihn gegen alle Feinde zu vertheidigen, heilige Pflicht. Gegen die Einbrüche der Häresie in das Gebiet der Kirche, die Empörungen gegen sie welche Peter von Bruis, Arnold von Brescia und die unter dem allgemeinen Namen der Katharer bekannten Sectirer erhoben, kämpfte B. mit der Macht seines Wortes und auch hier war der Sieg auf seiner Seite; hätte er nur überall sein können! Es war dieselbe Treue gegen den christl. Glauben, die ihn dem Abälard gegenüberstellte; B. glaubte die Heiligkeit des Glaubens gefährdet, wenn die wissenschaftliche Dialektik zu behaupten wagte, sie könne aus dem Inhalt der menschlichen Vernunft heraus alle jene Wahrheiten entwickeln, welche die göttliche Weisheit und Gnade dem Menschengeschlecht durch Christus verlieh. (Vergl. Abälard). Endlich griff B. auch in die größte Bewegung jener Zeiten ein. er brachte den großen zweiten Kreuzzug zu Stande, indem er zuerst (1147) die Franzosen begeisterte und endlich auch den Hohenstaufen Konrad III., der sich lange gesträubt hatte. mit den Deutschen zur Theilnahme bewog. Das große Unternehmen mißlang, B.s Kummer war groß und es fehlte auch nicht an Vorwürfen, Spöttereien und Anklagen von verschiedenen Seiten her. Er überwand sie mit dem Troste, daß er im Dienste Gottes und mit dessen Hilfe gewirkt habe, obwohl es der göttlichen Vorsehung nicht gefallen hatte, daß das Christenthum jetzt schon über die Wuth des Islam siege. Als er bereits auf dem Todbette lag, erhob er sich noch einmal und schlichtete einen blutigen Streit zwischen den Bürgern von Metz und den benachbarten Großen, kehrte dann zurück nach Clairvaux und st. 1153 im 63. Altersjahre. 20 Jahre später sprach ihn Papst Alexander III. heilig, sein Gedächtnißtag ist der 20. August. – Die beste Ausgabe seiner Werke ist von Mabillon, Paris 1667 in 2 Foliobdn. Eine Monographie »Der hl. Bernhard und sein Zeitalter« schrieb Neander; Berlin 1813 und 1848.


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