- Xenophon [1]
Xenophon, einer der ausgezeichnetsten historischen und philosophischen Schriftsteller der Hellenen, dazu auch ein tüchtiger Kriegsmann, geb. 450 v. Chr. zu Athen, war einer der ersten u. treuesten Anhänger des Sokrates, welcher ihm im Treffen bei Delion das Leben rettete, und ein Führer der 10000 Griechen, welche dem jüngern Cyrus wider seinen Bruder Artaxerxes II. zu Hilfe zogen. Bei Kunaxa fiel 401 Cyrus, der Pascha Tissaphernes ließ die Führer der Griechen auf schändliche Weise ermorden, die Soldaten wählten aber auf X.s Antrag sich neue Anführer, unter ihnen X. selbst und er führte nun seine Landsleute 560 deutsche Meilen weit durch Feindesland heim, ein Zug, welcher die Ohnmacht des »großen Königs« von Persien augenfällig genug machte u. dem X. unsterblichen Ruhm brachte. Nachdem dieser die Hinrichtung des Sokrates erfahren, mied er Athen für immer, focht mit dem Spartanerkönig Agesilaus in Kleinasien, dann auch bei Koronea, wurde von seiner Vaterstadt wegen seiner Vorliebe für Sparta des Bürgerrechtes und seiner Güter verlustig erklärt, lebte dann in Skillos auf einem ihm von Sparta geschenkten Gute den Musen u. st. 360 v. Chr. hier od. in Korinth. Als Geschichtschreiber steht X. dem Herodot u. noch weit mehr dem Thukydides entschieden nach, seine Kraft wurzelt in einem tiefen Gemüthe, er strebt einen den Jünger des Sokrates verrathenden ethischen Zweck an, nämlich »den Staatsmann und Feldherrn durch große Vorbilder und Beispiele zu unterweisen u. zu bilden, seinen Geist aufzurichten an den hohen Seelen der Vergangenheit, ihn in die mannigfaltigsten, schwierigsten Lagen und Verhältnisse zu führen, um ihm zu zeigen, was es im Menschen sei, das die Verhältnisse u. Ereignisse beherrsche«; in Folge dieses idealen Strebens wird X. manchmal unwillkürlich zum Dichter, über den ruhigen und lieblichen Fluß der Rede der »attischen Biene« dagegen hat bis heute nur Lob sich vernehmen lassen. Hauptwerke sind die Anabasis (Erzählung vom Zuge der 10000), Cyropädie (Bildung, Lebens weise und Charakter des ältern Cyrus), Hellenika (Fortsetzung des Thukydides, wahrscheinlich nur ein Entwurf), endlich eine Lebensbeschreibung des Königs Agesilaus. Als philosophischer Schriftsteller setzte X. neben Platon dem Sokrates unvergängliche Denkmale mit seinen Denkwürdigkeiten u. der Apologie desselben; ferner hinterließ X. das Symposion (Gastgespräch des Sokrates über allerlei, besonders über die Liebe), den Hiero (Gespräch des Simonides mit Hiero von Syrakus über die Licht- und Schattenseiten des Regentenlebens sowie über die Mittel, wodurch ein Herrscher die Liebe des Volkes erringt und bewahrt), den Oekonomikos (eine Art Philosophie der Hauswirthschaft) u. andere kleinere, darunter auch militärische Abhandlungen. – Erste Gesammtausgabe Florenz 1516, neueste von Schneider und Dindorf, beste Uebersetzung in der Stuttgarter »Sammlung ausgewählter Classiker« (1827 ff, 1854 ff.).
http://www.zeno.org/Herder-1854.