Astronomie

Astronomie

Astronomie, Sternkunde, ist die Lehre von den Himmelskörpern und wird in 3 Abtheilungen geschieden: 1. in die sphärische A., welche die Erscheinungen am gestirnten Himmel, wie wir sie anschauen, darstellt, mit der Voraussetzung, daß die Erde inmitten der Kugel sich befindet, deren Oberfläche der gestirnte Himmel bildet; 2. die theoretische, welche die verschiedenen Beziehungen der Himmelskörper unter einander, Lage, Entfernung, Bahn u.s.w., demnach die wahre Gestalt des Weltalls, insoweit bisher das Wissen reicht, beschreibt; 3. die physische, welche die Ursache der Bewegungen nach den Gesetzen der Mechanik beschreibt. Man fügt gewöhnlich noch die praktische A. bei, welche die Anwendung der allgemeinen Grundsätze auf den Gebrauch der Instrumente bei Beobachtungen, auf Berechnungen, Verfertigung der Instrumente u.s.w. mittheilt. – Die A. ist so alt als das Menschengeschlecht, insofern sich dieselbe auf die einfachsten Beobachtungen der ausgezeichnetsten Gestirne, der Mondphasen, der Tags- und Jahreszeiten aufbauen mußte; wie weit es aber die alten Culturvölker in der A. gebracht haben, scheint noch nicht ausgemittelt; die Bestimmungen größerer Zeitabschnitte, der periodischen Wiederkehr der Constellationen des Mondes und der Sonne (der metonische Cyklus) beweisen, daß vieljährige und genaue Beobachtungen gemacht wurden, aber noch keineswegs einen besondern Fortschritt in der theoretischen A., selbst die Bestimmungen der geographischen Breite, die im alten China gemacht wurden, geben noch kein hinlängliches Zeugniß, daß die mythische Anschauung der Erde aufgehört hatte; denn so lange dieselbe eine Göttin ist und mit den Gestirnen als Göttern und Göttinnen in mancher verwandtschaftlichen Beziehung steht, kann von keiner theoretischen A. die Rede sein, oder es sage sich der Astronom von dem Glauben seines Volkes los. Den Griechen verdanken wir die Ausbildung der frühern Beobachtungen, und wenn sie auch mit kühnen Hypothesen in metaphysische Spekulationen übersprangen, so wurde doch durch sie der Bann gelöst, der die menschliche Forschung den Gestirnen ferne gehalten hatte. Thales lehrte bereits die Kugelform der Erde, die Pythagoräer stellten bereits die Idee des Weltsystems auf, behaupteten, daß sich die Erde bewege und daß die Fixsterne die Mittelpunkte anderer Sonnensysteme seien. Die eigentlichen positiven Leistungen jedoch gingen von den Alexandrinern aus; Aristillus und Timocharis fertigten Fixsternverzeichnisse, Aristarch versuchte bereits die Messung des Abstandes der Sonne und des Mondes und lehrte die Bewegung der Erde; Eratosthenes maß die Schiefe der Ekliptik und den Umfang der Erde; Hipparchus entdeckte die Excentricität der Planetenbahnen und das Vorrücken der Nachtgleichen. Ptolemäus stellte das erste, auf Prinzipien beruhende System (Almagest) auf, das zwar eine falsche Grundlage hat, jedoch als Zusammenstellung alles bis dahin Bekannten eine klare Uebersicht bot. Die Römer thaten für die A. so viel wie nichts; dagegen wurde sie von den Arabern sehr geliebt, aber vielfach als Astrologie behandelt, so daß die eigentliche Wissenschaft von ihnen nicht bereichert wurde und nicht über ihren Stand unter den Alexandrinern bedeutend vorrückte. Dasselbe gilt ungefähr von den Abendländern; die große geistige Bewegung jedoch, die man gewöhnlich als die Zeit des Wiedererwachens der klassischen Studien bezeichnet, gab auch in dieser Richtung einen fortwirkenden Anstoß; nachdem Georg Peuerbach und Joh. Müller (Regimontanus) den Weg betreten hatten, erschien Nik. Kopernikus, der die Ahnung der Pythagoräer von unserm Sonnensystem wieder aufnahm, die Widersprüche des ptolemäischen mit der Erscheinung, dagegen deren Uebereinstimmung mit jener pythagoräischen Anschauung erkannte und dann das wahre Sonnensystem (1540) aufstellte. Tycho de Brahe förderte die A. durch Beobachtungen, Kepler dagegen entdeckte die von ihm benannten Gesetze. Die Namen Galilei und Huyghens erinnern an die Erfindung der Fernröhre, des Gesetzes des Falles, der Pendelschwingungen, an die Verbesserung der Uhren, und dadurch wurde Newtons große Entdeckung der Gravitation erst möglich. Die hohe Ausbildung der Fernröhre, die durch die Erfindung der Logarithmen erleichterte Berechnung, der allgemeine Fortschritt der Naturwissenschaften, der unermüdliche Fleiß der Astronomen führten zu einer solchen Menge Entdeckungen, daß die A. mit Recht der Stolz unseres Zeitalters geworden ist. Engländer und Franzosen haben in der A. in neuester Zeit am meisten geleistet; doch haben auch die Deutschen ein Contingent ausgezeichneter Namen gestellt. Alle bedeutenden Astronomen anzuführen, ist hier nicht möglich; wir nennen deßwegen nur einige der hervorragendsten: Halley, Bradley, Maskelyne, Flamstead, die beiden Herschel, Cassini, Laplace, Lalande, Arago, Leverier, Schröter, Olbers, Bessel, Struve, Enke, Littrow, Argelander, der große Gauß.


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