- Friedrich II. [1]
Friedrich II. , Kaiser, Enkel des Vorigen, Sohn Heinrichs VI. u. der sicil. Constantia, geb. 26. Dezbr. 1194, verlor seinen Vater schon 1197 und hätte ihn Papst Innocenz III. nicht unter Vormundschaft genommen, so hätten die mächtigen Vasallen das Königreich Neapel in selbständige Herrschaften zertrümmert. Der gleiche Papst vertheidigte ihn auch gegen den Angriff Kaisers Otto IV., des Sachsen (1210), u. ermunterte ihn (1212) nach Deutschland zu ziehen u. die von den Angehörigen seines Hauses ihm angebotene deutsche Krone zu erkämpfen, ließ ihn aber feierlich geloben, das Königreich Neapel an seinen Sohn Heinrich als selbständiges Reich abzutreten, sobald er selbst die deutsche Krone erhalten hätte. Dieses 1215 bei der Krönung in Aachen wiederholte Gelübde hielt F. nicht, ebenso wenig als er sich beeilte, den gleichfalls mehrfach gelobten Kreuzzug zu unternehmen. Er nahm die Plane seines Vaters und Großvaters auf und begann damit, daß er sein Königreich Neapel auf byzantinisch-saracenische Weise einrichtete u. centralisirte, so daß ihm alle Kräfte desselben zu Gebote standen. Von Italien aus, wo er erst Herr desselben geworden, wollte er auch Deutschland der kaiserl. Macht unterwerfen; daher vernachläßigte er vorerst Deutschland und begünstigte abwechselnd diese und jene geistlichen und weltlichen Fürsten, dann auch wieder die Städte, wie es ihm gerade fügte, ohne ein bestimmtes polit. System durchzuführen. Er war auch nur 2mal in Deutschland (1212–20 u. 1235–37), einmal in Palästina (1228), wo er durch einen Vertrag mit dem Sultan von Aegypten Jerusalem, Bethlehem u. Nazareth, nebst dem Küstenstriche von Sidon bis Joppe gewann, die ganze übrige Zeit beschäftigte ihn mit kurzer Unterbrechung der Kampf mit dem Papste und den italien. Städten. Trotz seines Feldherrntalentes, trotz seiner staatsmännischen Klugheit, an welcher ihm kein Zeitgenosse gleich kam, trotz seines reichen Schatzes, seines stehenden Heeres, endlich trotz seiner bezaubernden Persönlichkeit unterlag F. II. in diesem Kampfe. Denn er führte ihn gegen den Geist seiner Zeit; des Kaisers Duldung gegen seine mohammedan. Unterthanen (er siedelte sie in 2 Städten in Calabrien an, hatte saracenische Vertraute u. Räthe, ein saracenisches Heer, einen ganzen Schwarm saracenischer Mädchen in seinem Palaste) und seine freundschaftlichen Beziehungen zu den Sultanen von Aegypten u. Damascus, konnten im Zeitalter der Kreuzzüge, wo das kriegerische christliche Abendland mit dem Schwerte wieder erobern wollte, was der Islam mit dem Schwerte dem unkriegerischen christl. Morgenlande entrissen hatte, nur den größten Anstoß erregen; seine frivolen Aeußerungen über religiöse Dinge, sein ingrimmiger Haß gegen das Papstthum, wie er sich nach dem Ausbruche des Streits unverhüllt aussprach, seine Kargheit gegen geistliche Stiftungen gegenüber einer sonst glänzenden Freigebigkeit, endlich die Verwüstung von Kirchen u. Klöstern durch seine Krieger – alles dies entzog ihm bei seinen Zeitgenossen die Weihe eines christlichen Kaisers; ebenso wenig fand seine byzantinische Regierungsweise bei dem ganzen Volke, seine Unterdrückung des Lehensystems bei dem Adel, seine Bevogtung der Städte bei den Bürgern Beifall, darum mußte er untergehen, obwohl er alle Zeitgenossen in vielen Beziehungen überragte. Die deutschen Herren stellten ihm zuerst seinen eigenen mißrathenen Sohn Heinrich entgegen (1235), später (1246) den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, darauf den Grafen Wilhelm von Holland; den einen setzte F. selbst bis zum Tode gefangen, dem andern hielt des Kaisers Sohn Konrad IV., den F. zum deutschen Könige hatte wählen lassen, das Gegengewicht; in Italien erfocht F. über die Lombarden den 26. und 27. Novbr. 1237 den großen Sieg von Corte nuova, 1241 schlug sein Sohn Enzio die genuesische Flotte u. Kaiser F. drang verwüstend bis vor die Thore Roms, aber der aus Rom entflohene Papst Innocenz IV. berief nach Lyon ein allgemeines Concil, das den Kaiser, seine Söhne und Nachkommen für alle Zukunft als ein Geschlecht von Kirchenfeinden aller Herrschaft verlustig erklärte (14. Juli 1245). Nun wurde der Kampf grauenhaft; die Anhänger des Kaisers, die aristokratische Partei in den italien. Städten, die Ghibellinen, und die demokratische, päpstliche, die Guelfen, wütheten gegen einander, wie es seit den Kämpfen in den altgriech. Republiken u. seit Marius u. Sullas Tagen nie mehr geschehen war; Verrath, Mord und Kampf erfüllten Italien und Deutschland, wenn letzteres auch nicht in gleich fürchterlicher Weise. Bei Parma wurde 1248 das kaiserl. Heer durch Ueberfall geschlagen, des Kaisers natürlicher Sohn Enzio, sein bester Feldherr, 1249 bei Fossalta von den Bolognesern gefangen; der Kanzler Peter de Vineis, sonst F.s rechte Hand, wollte seinen Herrn vergiften: dennoch behielt F. im Felde die Oberhand, als ihn selbst am 12. Dez. 1250 der Tod zu Fiorentino ereilte.
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