- Zend-avesta
Zend-avesta (d.i. das in der Zendsprache abgefaßte lebendige Wort, die Zendschrift, nach der neuesten Erklärung die Urkunde der höhern Erkenntniß), die Religionsschriften der alten Perser, Parsen; sie sind im Zend d.h. in der altbaktrischen Sprache abgefaßt u. werden auf mehr als 4000 J. v. Chr. u. auf den Zoroaster (s. d.) zurückgeführt, sollen aber weder ein und derselben Zeit angehören, noch vollständig erhalten sein (bereits während des Zuges Alexanders d. Gr. durch Asien sollen mehre heilige Bücher der Parsen verloren gegangen sein). Die Z. kam erst 1762 durch Anquetil du Perron (s. d.) nach Europa und wurde 1771 französisch herausgegeben, deutsch durch Kleuker, Riga in 3 Bdn., sammt einem Anhang von 2 Bdn. (Riga 1776–83), neueste Ausgaben von Westergaard, Professor der engl. Sprache in Kopenhagen, mit engl. Uebersetzung u. Erläuterung (Kopenhagen 1852–551 und von Spiegel mit deutscher Uebersetzung (Leipz. 1852 ff.). Die Z. enthält die Offenbarung des Ormuzd an die Menschen, Zoroaster aber ist der Berichterstatter des Ormuzd, in diesem Sinne der persische Moses; sie war ursprünglich in 21 Abtheilungen (Nosk) eingetheilt, von denen 1–7 die Lehre von Gott als dem Urgrunde aller Dinge und von der Entstehung aller Wesen, 7–14 die Ethik, 14–21 die Arzneikunde und Astronomie behandelten; von diesen Nosk soll aber nur ein kleiner Theil noch vorhanden sein. Die Z. in ihrer heutigen Gestalt enthält a) das Vendidad d.h. das von Gott gegebene Gesetz, denjenigen Theil, welcher am wahrscheinlichsten dem Zoroaster selbst seinen Ursprung verdankt. Es beginnt mit einer in 10 Gebote abgefaßten Haustafel und seine Fargards (Kapitel) bringen mythische Berichte über den ursprünglichen Zustand Persiens und den ersten Anbau des Landes, ferner Gesetze, moralische u. theologische Lehren, gesellige u. bürgerliche Einrichtungen; b) Izeschne d.h. feierliche Gebete, Lobpreisungen, Hymnen, Liturgisches überhaupt, abgetheilt in 72 Ha's. c) Vispered d.h. Häupter, Anrufungen der Geister des Himmels, Genien der Natur, Lobpreisungen; d) Si-ruze d.h. 29 Tage, ein liturgischer Kalender. e) Jeschts, 97 mitunter lange Hymnen, von denen eine jede nach dem Geiste genannt wird, an welchen sie besonders gerichtet ist, z.B. Jescht Mithra. Außer der Z. hat man das in der Pehlwisprache abgefaßte Bun-Dehesch, einen Auszug sammt Erklärung der ältern Schriften in 24 Abschnitten, worin auch das Geschlechtsregister des Zoroaster vorkommt.
http://www.zeno.org/Herder-1854.