Staudenmaier

Staudenmaier

Staudenmaier, Franz Anton, einer der ausgezeichnetsten Theologen der neuern Zeit, geb. 1800 zu Donzdorf im württemberg. Oberamt Geißlingen, studierte zu Gmünd, Ellwangen u. Tübingen, wo Drey, Hirscher, Möhler u. Feilmoser Theologie lehrten, lag nebenbei sehr eifrig philosophischen Studien ob, versuchte sich bereits 1824 als Schriftsteller, wurde 1827 Priester und 1828 Repetent im Wilhelmsstift zu Tübingen. Schon 1830 wurde er als Professor der Dogmatik nach Gießen berufen, wo er 1834 die Jahrbücher für Theologie u. christliche Philosophie mitbegründete, erhielt Ausgang 1837 gleichzeitig mit Hirscher einen Ruf nach Freiburg i. B. u. trug mit diesem unstreitig das meiste bei, die Universität überhaupt und ganz besonders die theologische Facultät wiederum in die Höhe zu bringen, half auch hier eine gelehrte Zeitschrift für Theologie begründen, wurde 1843 Domcapitular, 1848 Geheimerath, saß 1851/2 in der 1. Kammer zu Karlsruhe, wurde 1852 in Folge seiner langjährigen allzu angestrengten Thätigkeit sehr leidend u. ließ sich deßhalb 1855 pensioniren, st. am 19. Jan. 1856 während eines Spazierganges in Folge eines unglücklichen Sturzes und Schlaganfalles. S. war ein sehr fruchtbarer theologischer Schriftsteller, ausgestattet mit einem seltenen Reichthum des Wissens und einem philosophischen Talente, dessen Bedeutung selbst F. Feuerbach anerkennen mußte; er war einer der ersten, welcher die Theologie in ihrem ganzen Umfange zum erstenmal erschöpfend darstellte u. dabei ein scharfer Kritiker, der alle Widersprüche u. Angriffe der Zeitphilosophie gegen das Christenthum ebenso tiefsinnig zu enthüllen als die Schätze der Zeitwissenschaft gewandt für die Theologie zu verwenden verstand, was namentlich hinsichtlich des Hegelianismus geschah. Unter seinen Schriften sind die hauptsächlichsten: Johannes Scotus Erigena und die Wissenschaft seiner Zeit (Frkf. 1834, unvollendet); die nach Anlage u. Durchführung ganz neue und epochemachende »Encyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammten Theologie« (Mainz 1834, 2. Aufl. des 1. B. 1840); eine Abhandlung über den Pragmatismus der Geistesgaben (Tüb. 1835); Geist der göttlichen Offenbarung od. Wissenschaft der Geschichtsprincipien des Christenthums (Gießen 1837); die dem genialen A. Günther (s. d.) gewidmete Philosophie des Christenthums od. Metaphysik der hl. Schrift als Lehre von den göttlichen Ideen und ihrer Entwicklung in der Natur, im Geiste und in der Geschichte (ebendas. 1840); Darstellung und Kritik des Hegel'schen Systems (Mainz 1841); seine aus gezeichnete aber nur bis zur 1. Abtheilung des 4. Bd. gediehene »Christliche Dogmatik« (Freib. 1841, 1848, 1852); Wesen der kath. Kirche (ebdsst. 1845) und zum religiösen Frieden der Zukunft (ebdsst. 1846–51, 3 Theile), endlich die kirchliche Aufgabe der Gegenwart (ebdsst. 1849), sowie eine Menge Aufsätze in theologische und philosophische Zeitschriften, namentlich auch in das Freiburger Kirchen-Lexikon.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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