- Niederländische Kunst
Niederländische Kunst. Es ist bekannt, daß die Niederländer in der Entwicklung der bildenden Künste einen hohen Rang einnehmen, vorzugsweise in der Malerei. Dieselbe hat zwar die Idealität der röm. Schule nie erreicht, zeichnet sich dagegen durch Naturwahrheit u. Colorit aus, ferner durch treffende Charakteristik in der höheren historischen Malerei sowohl, als in der Genremalerei und dem Stilleben. Die flämische Schule begann glänzend 1440 mit Johann van Eyk (s. d.) u. erreichte ihren Höhepunkt in Rubens; diesem gingen Meister wie Memling, Quintin Messis, Mabuse, van Straet etc. voraus u. folgten als Schüler: Jordaens, van Dyk, Diepenbek, Janssen etc. Als Genremaler zeichnete sich vor allen David Teniers aus, als Landschaftsmaler die beiden Bril, als Jagdmaler Snyders, als Kirchenmaler Neefs; als Historienmaler wird Crayer neben Rubens genannt. Die holländ. Schule hatte eine längere Blütezeit als die flämische; ihren Anfang rechnet man von Lukas von Leyden (gest. 1533). Sie brachte allerdings auch bedeutende Historienmaler, wie z.B. Rembrandt, van der Werff u. A. hervor. die Hauptstärke blieb jedoch die Genre- u. Landschaftsmalerei sowie das Stilleben, wobei übrigens nicht zu übersehen ist. daß viele Meister, die in diesen 3 Gattungen arbeiteten, auch zugleich Historienmaler waren (Bloemart, Cornelisz etc.). Wouverman, gest. 1688, gilt als der ausgezeichnetste Pferdemaler; als Genremaler glänzen Terburg, Ostade, Dusart, van Steen, David van der Werff, Mieris; die ausgezeichnetsten Blumenmaler sind Hulst und Huysum; als Thiermaler ist Potter unübertrefflich; unter den Landschaftsmalern aller Zeiten nehmen Ruisdael und van der Neer einen Ehrenplatz ein; die Seestücke von Backhuysen und van der Velde sind unübertrefflich. Ueberhaupt erhielt sich in den Niederlanden der bessere Geschmack länger als im übrigen Europa; seit 1815 hat sich auch die Malerei wieder neu gehoben. Holland weist Koekon, Schotel, van Dael etc. auf, Belgien aber Leus, de Keyser, Navez, Gallait etc. – Neben der Malerei blühte auch die Kupferstecher- u. Medailleurkunst. Unter den Bildhauern sind Vogaard, Duquesnoy, Xavery und Quellin von Bedeutung, unter den Neueren van Geel, Gabriel, Kessels u. Royer. Die Baukunst der alten Niederlande gehört der deutschen an, die neuere zeichnet sich durch Zweckmäßigkeit u. Nettigkeit aus. Für die Musik sind die Niederlande in sofern bedeutend, als von ihnen die neue Kirchenmusik und der Contrapunkt ausging; die weitere Pflege dieser Kunst hörte aber schon im 16. Jahrh. auf.
http://www.zeno.org/Herder-1854.