Gedächtniß

Gedächtniß

Gedächtniß, lat. memoria, heißt die geheimnißvolle Kraft der Seele, gehabte Vorstellungen, Begriffe u. Ideen sowie ganze Reihen derselben im Geiste aufzubewahren und uns unwillkürlich (G. im engern Sinne) oder willkürlich (Erinnerung) wiederum zu vergegenwärtigen. Von der Einbildungskraft wird das G. unterschieden, indem es seinen Inhalt vorherrschend in Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit u. in verstandesgemäßer Ordnung darstellt. Durch das G. wird die Außenwelt zunächst unser geistiges Eigenthum; es entwickelt sich bei den Thieren mit dem Sinnenleben, beim Menschen mit der Sprache und während es bei jenen an einer bestimmten Gränze stehen bleibt, wird es bei diesen zum Gedankenmagazin der Vernunft und ist einer staunenswerthen Vervollkommnung fähig. Hinsichtlich letzterer erscheint übrigens die alltägliche Uebung als der beste Weg, da die G.-kunst, Mnemonik, als deren Vater Simonides gepriesen wurde, mit ihren sinnl. Zeichen und Künsteleien im Ganzen so wenig Ersprießliches leistete als früher mit ihren Salben und Arzneien. Das G. ist je nach Naturanlage u. Uebung dem Grade nach sehr verschieden, dem Gegenstande nach unterscheidet man ein Wort-, Sachen-, Zahlen-, musikalisches G. u.s.w.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gedächtniß — Gedächtniß, 1) Vermögen der Seele, Gedanken, Begriffe u. Vorstellungen aufzubewahren u. willkürlich derselben wieder bewußt zu werden. Indem die Vorstellungen sich bilden, müssen sie auch in einem verhältnißmäßigen Grade von Kraft fortwirken, bis …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gedächtniß, das — Das Gedächtniß, des sses, plur. inus. von dem Zeitworte gedenken oder denken. 1) Das Andenken, die Erinnerung an eine vergangene Vorstellung oder Begebenheit. Das thut zu meinem Gedächtnisse. Etwas in frischem Gedächtnisse haben. König August… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Sprachunterricht — Sprachunterricht. Die neuen Sprachen überhaupt werden erlernt, theils weil ihre Kenntniß in den bürgerlichen Geschäften u. mannigfachen Lebensverhältnissen von großem Nutzen ist, theils weil man dadurch zum Besitz u. Genuß der ausgezeichneten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Erinnern — Erinnern, verb. reg. act. 1) In das Gedächtniß bringen. Jemanden an etwas erinnern. Erinnere ihn an sein Versprechen. Ich will ihn daran erinnern. Dieser Umstand erinnert mich an die vorigen Zeiten. Auch mit der zweyten Endung der Sache. Jemanden …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Niß — Niß, eine Ableitungssylbe, welche Hauptwörter aus Bey und Zeitwörtern bildet, welche theils die Handlung selbst oder einen Zustand, theils aber auch eine Sache, welche etwas thut, oder auch welche gethan wird, einen Ort u.s.f. bedeuten. Die… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Paulus, S. (18) — 18S. Paulus, Ep. et Soc. M. M. (8 Febr.). Das neue römische Martyrologium sagt von diesen hhl. Martyrern ganz kurz: »Zu Rom das Gedächtniß der hhl. Martyrer Paulus, Lucius9 und Cyriacus9.« Im ältern Mart. heißt es: »Zu Rom das Gedächtniß des hl.… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Mnemonik — oder Mnemotechnik die Kunst das Gedächtniß zu verstärken, kann von jedem nach seiner Individualität methodisch betrieben werden. Die Versuche, ein mnemotechnisches System aufzustellen, die gewöhnlich das Gedächtniß an bestimmte sinnliche… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Polymnia — POLYMNIA, æ, Gr. Πολυμνία, ας, (⇒ Tab. X.) eine der neun Musen, welche auch Polyhymnia, Gr. Πολυύμνια, geschrieben wird. Horat. l. I. Od. 1. v. 33. & Ovid. Fast. V. v. 9. Man giebt vor, sie habe mit dem Oeagrus den Orpheus gezeuget. Schol.… …   Gründliches mythologisches Lexikon

  • Karl Pinkau — Johann Carl Pinkau (* 1. Juni 1859 in Thonberg; † 26. August [1] 1922 in Leipzig) war ein deutscher Lithograf, Fotograf und Politiker (SAPD) …   Deutsch Wikipedia

  • Mnemonik — (Mnemoneulík, Mnemotechnik, v. gr., Gedächtnißkunst), Kunst das Gedächtniß möglichst zu vervollkommnen, daß es umfassend, leicht, fest u. treu sei, ohne daß man die Gegenstände selbst treu im Gedächtniß bewahrt, sondern die Hauptvorstellungen u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”