Rechtfertigung

Rechtfertigung

Rechtfertigung d.h. die Gerechtigkeit des Menschen vor Gott, wurde vom Judenthum in die Erfüllung aller Vorschriften des Gesetzes gelegt und vorherrschend äußerlich aufgefaßt. Uebrigens lag bereits den jüdischen Opfern der Gedanke zu Grunde, alle Schuld könne nur durch Gott getilgt werden, der Mensch bringe es durch sein sittliches Thun nur zu einer mangelhaften Gerechtigkeit und das sittliche Thun müsse mit Sühnopfern verbunden werden, um vor Gott wohlgefällig zu machen. Das Christenthum lehrt, Gott habe gerade deßhalb die Erlösung in Christo angeordnet, weil es dem sündigen Menschen schlechthin unmöglich sei, die Gerechtigkeit aus sich selbst zu wirken, und lehrt näher, die R. bestehe in der: 1) Nachlassung der Sündenschuld und Strafe durch Anrechnung der genugthuenden Verdienste Christi; 2) in der Heiligung od. sittlichen Wiedergeburt des Menschen, in Folge deren er nicht blos von Gott als gerecht angesehen wird, sondern es auch in der That ist; vgl. Erbsünde, Gnade. Der symbolische Protestantismus kennt nur eine R. durch den Glauben; dieselbe besteht im Glauben des Menschen, daß ihm um der genugthuenden Verdienste Jesu Christi willen alle Sünden erlassen seien, sowie daß Gott den gläubigen Christen für gerechtfertigt ansieht um seines Glaubens willen. Nach der Ansicht der Reformatoren ist der Glaube alles in allem, der Mensch vermag durch eigenes Thun weder für noch gegen seine R. zu handeln, die Begriffe von guten u. bösen Werken fallen überhaupt weg. Der Grund dieser alle Sittlichkeit aufhebenden Meinung lag in der Leugnung der Freiheit des Menschen und aus derselben Quelle floß die scharfe und mitunter haarsträubende Art und Weise, wie Luther, Amsdorf, Beza u.a. sich über die Gleichgültigkeit des Thuns der getauften und gläubigen Christen aussprachen. Vgl. Prädestination.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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  • Rechtfertigung — steht für Rechtfertigung im erkenntnistheoretischen Sinn, siehe Begründung Ursache in der Physik ein theologisches Prinzip, siehe Rechtfertigung (Theologie) Siehe auch Rechtfertigungsgrund …   Deutsch Wikipedia

  • Rechtfertigung — Rechtfertigung, 1) das Bemühen Eines sein ihm zukommendes Recht darzuthun od. ein ihm angeschuldigtes Unrecht von sich abzuwenden; 2) die Ausführung der Gründe, wegen welcher eine richterliche Entscheidung mittelst eines eingewendeten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Rechtfertigung — Rechtfertigung, in der Theologie (justificatio) nach der protestantischen Kirchenlehre der göttliche Gerichtsakt (actus forensis), der den Sünder durch Zurechnung der im Glauben von ihm ergriffenen Gerechtigkeit Christi für gerecht annimmt, ihm… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Rechtfertigung — im kirchlichen Sinne, R. allein aus dem Glauben, die vom Apostel Paulus ausgeprägte, von den Reformatoren wieder aufgenommene Grundlehre des Protestantismus (im Gegensatz zur kath. Lehre von der Verdienstlichkeit der sog. Guten Werke und der… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Rechtfertigung — 1. ↑Apologetik, ↑Apologie, ↑Exkulpation, ↑Justifikation, Raison Être, 2. Alibi …   Das große Fremdwörterbuch

  • Rechtfertigung — Apologie; Verteidigungsrede; Verteidigung; Apologetik; Begründung; Grund; Bewandtnis * * * Rẹcht|fer|ti|gung 〈f. 20〉 das Rechtfertigen, Sichrechtfertigen, Erklärung od. Nachweis berechtigten Handelns, Reinigung von Verdacht ● kannst du etwas zu… …   Universal-Lexikon

  • Rechtfertigung — 1. Alibi, Ausrede, Begründung, Ehrenrettung, Entlastung, Entschuldigung, Verteidigung, Vorwand; (bildungsspr.): Apologie. 2. Berechtigung; (bildungsspr.): Apologie, Justifikation, Legitimation, Raison d Être. * * *… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Rechtfertigung (Theologie) — Rechtfertigung ist ein zentraler Begriff der christlichen Theologie innerhalb der Gnadenlehre. Die Rechtfertigungslehre fragt danach, was geschehen muss, damit das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, das durch Sünden des Menschen belastet worden …   Deutsch Wikipedia

  • Rechtfertigung, die — Die Rêchtfêrtigung, plur. die en, das Hauptwort des vorigen Zeitwortes, welches ehedem in dessen sämmtlichen Bedeutungen üblich war, aber im Hochdeutschen jetzt nur noch in zweyen gebraucht wird. 1) In der Theologie ist die Rechtfertigung eines… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Rechtfertigung —    ist ein Begriff, der in kürzester Form das vergebende Handeln Gottes am sündigen Menschen bezeichnen soll.    1. Biblisch gibt es eine Rechtfertigungslehre nur bei Paulus, der die R. u. damit die von Gott geschenkte Gerechtigkeit polemisch… …   Neues Theologisches Wörterbuch

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