Arabien

Arabien

Arabien, eine bei 50000 QM. große, einem unregelmäßigen Vierecke gleichende Halbinsel, von dem pers. und arab. Meerbusen und dem arab. Meere begränzt, von Syrien und den Euphratländern durch Wüsten, durch die wüste und felsige Landenge von Suez von Aegypten getrennt; es ist gleichsam eine Fortsetzung Afrikas, denn der größte Theil der Halbinsel scheint eine terasssenförmige Hochfläche zu sein, mit großen Sandwüsten und nackten Felsgebirgen, während die bewässerten Thäler die herrlichsten Produkte des heißen Himmelsstriches hervorbringen. Die alte Eintheilung in ein glückliches, wüstes und felsiges A. hat keine Bedeutung, die Araber selbst theilen ihr Land nach den Stammgebieten ein, die uns aber nicht sämmtlich bekannt sind; die bedeutendsten mögen sein Nedschid, das innere, fast ganz unbekannte Hochland; Hadschar oder Lahsa am pers. Meerbusen; Oman mit Maskat an der Südostküste; Mahrah, Hadramaut, Jemen mit Sana, Mokka und Aden, Hedschas mit Mekka und Medina, die Sinaiwüste oder Bahr el Tor. Das Klima ist außerordentlich heiß, mit großer nächtlicher Kälte auf den Hochflächen; in der Wüste weht wie in Afrika der Samum. Große Waldungen gibt es nicht, ebensowenig Schneegebirge, daher auch keine bedeutenden Flüsse. Zur Zeit des regelmäßigen Regens sind die Thaleinschnitte (Waddys) von Wildbächen durchrauscht, aber diese versiegen, wenn die regenlose Zeit begonnen hat; darum hat A. keine Wiesen und nur kräuterreiche Steppen. Am fruchtbarsten sind die südlichsten Landschaften, sie bringen Palmen, Tabak, Indigo, Kasse, verschiedene Gewürz- und köstliche Spezereipflanzen, Weihrauch. Das Kamel wird umsichtig gezogen und sehr menschlich behandelt, A.s Pferde sind bekanntlich die edelsten; man zieht auch Schafe, Ziegen, Rinder, Büffel, Esel; von wilden Thieren hat A. den Löwen und Leoparden, Hyänen, Schakale, Gazellen, Strauße. Die Erzeugnisse des Mineralreichs scheinen nicht sehr bedeutend zu sein; man gewinnt etwas Geld, Eisen, Kupfer, Schwefel, Steinsalz, Karneole, Onyxe, Achate. Die Einwohner sind semitischen Stammes, schlank, wohlgebaut mit sehr straffer, kräftiger Muskulatur; noch nie hat ein fremder Eroberer sie bezwungen, noch nie haben sie fremder Sitte und Religion Eingang gestattet, nie sich mit fremden Stämmen gemischt, sie sind also ein Urvolk; dagegen haben sie Ströme von kriegerischen Auswanderern über Asien bis an den Ganges und Oxus, über Afrika bis an die Pyrenäen ergossen, und das nördliche Afrika zum zweiten A. gemacht. Die Araber der Halbinsel werden auf 12–15 Mill. berechnet; sie theilen sich in Beduinen, d.h. wandernde Hirten, Wüstensöhne, genügsam, tapfer, gastfrei, aber raubsüchtig und die Blutrache als heilige Pflicht übend. 2. Maëdi, halbe Nomaden. 3. Hadesi, Stadt- und Dorfbewohner. Handelnde Juden und Banianen (Hindus) sind zahlreich. Der Religion nach sind die Araber Mohammedaner und zwar Sunniten; seit 1770 hat sich im Innern des Landes die Sekte der Wahabis (Wachabiten) aufgethan, die Mohammeds göttliche Sendung leugnet; sie hatten sich bereits Mekkas und Medinas bemächtigt, wurden aber 1818 durch Ibrahim Pascha von Aegypten zurückgeworfen, scheinen indessen wieder von Neuem zu erstarken. Die Geschichte Arabiens vor Mohammed ist in Dunkel gehüllt; die Bibel erzählt einen Besuch der Königin von Saba bei König Salomo, über Jemen aber soll die Dynastie der Himjariten bei 9000 Jahre geherrscht haben. Von den assyr., babylon., pers. Eroberern drang keiner in A. vor, die Absicht Alexanders d. Gr. vereitelte der Tod, ein Versuch von einem Feldherrn des Kaisers Augustus mißglückte, nur Trajan brachte einige Stammfürsten für kurze Zeit in Abhängigkeit. Das Christenthum fand in A. frühzeitigen und nicht unbedeutenden Eingang, wurde aber häufig durch Häresien getrübt. Auch die Juden waren zahlreich eingewandert und machten viele Proselyten; der letzte Himjarite in Jemen, Dsu-Nowas (Naowasch), der Jude war, verfolgte um 522 die Christen, was den abyssin. Herrscher zu einem Zuge nach Jemen veranlaßte, welcher dem Verfolger den Untergang brachte. Mit Mohammed werden die Araber ein welthistorisches Volk, das in drei Erdtheilen Reiche gründet, unzählige Kolonisten aussendet, seine Religion und Sprache ausbreitet und in den besetzten Ländern eine eigene Kultur inʼs Leben ruft (s. Khalifat). Die Halbinsel selbst jedoch behauptete ihre selbstständige eigenthümliche Existenz und blieb sich treu, und als die arab. Reiche und Völker in den 3 Erdtheilen theilweise und ganz zu Grunde gingen, blieb das alte Vaterland unversehrt in alter Kraft und Sitte. Im 15. Jahrh. eroberten die Türken Jemen, verloren es aber bald wieder; von 1508–1659 behaupteten die Portugiesen Maskat; seit 1839 haben die Engländer Aden besetzt und versuchen ihren Einfluß weiter auszudehnen, jedoch nicht durch weitere Eroberungen, die unmöglich sind sowohl wegen der Natur des Landes als der Bewohner; A. scheint von der Vorsehung zu einer spätern größern Bestimmung aufbewahrt.


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