Mohammed [1]

Mohammed [1]

Mohammed, Mahomet (arabisch = der Gelehrte), Prophet und Gesetzgeber der M. aner, geb. 571 n. Chr. im April, nach andern 570 im Novbr. zu Mekka in Arabien, der Sohn Abdallahʼs und der Eminet aus dem Geschlechte Haschem des Stammes Koreisch. Vater, Mutter, Großvater starben ihm frühe hinweg; bei dem Onkel Abu Taleb, einem wenig begüterten Kaufmanne, erlernte er das Kaufmannsgeschäft, wozu übrigens nicht einmal die Kenntniß des Schreibens nöthig war. Als Geschäftsführer der Wittwe Khadidschah lernte er auf Reisen nach Syrien das Juden- und Christenthum äußerlich kennen, namentlich soll er durch nestorianische Mönche auf die Idee der Einheit Gottes, die im M.anismus die wichtigste Rolle spielt, gekommen sein. Die Heirath mit der 40jährigen Khadidschah machte den 25jährigen M. zu einem der reichsten Männer seiner Vaterstadt. Er gab sein Geschäft erst 15 Jahre nach seiner Heirath auf, doch mehr beschäftigte ihn der Gedanke, dem Sternendienst u. der Vielgötterei seiner Landsleute ein Ende zu machen u. als Religionsstifter aufzutreten. Nicht unwahrscheinlich hielt er sich für das Werkzeug des von Jesus Christus versprochenen hl. Geistes; sicher ist, daß sein Glaube an göttliche Berufung zum Prophetenamte ein aufrichtiger war, seine mystische Natur zu Visionen entzündete und daß er 40jährig zunächst im Kreise seiner Verwandten, 3 Jahre später öffentlich als Prophet auftrat. Er fand wenig Gläubige, dagegen desto mehr Feinde, namentlich im Stamm der Koreischiten und fand es gerathen, nach dem Tode der Khadidschah sich für längere Zeit in das öde Tayef zurückzuziehen. Er machte Proselyten unter den Wallfahrern nach Mekka (s. Kaaba) u. gewann die Einwohner von Yatreb, von denen er 12 zu beständigen Begleitern erwählte; seine Anhänger fanden großen Beifall in Yaschrub (später Medinat el Nabi d.h. Stadt des Propheten, s. Medina) und als die ob solchen Fortschritten erbosten Koreischiten in Mekka einen Mordversuch gegen M. unternahmen, floh dieser am 15. Juli 622 n. Chr. von Mekka nach Yaschrub (Medina); s. Hedschra. Bald schickte M. Gesandte an die Fürsten Asiens, um dieselben zur Annahme seiner neuen Religion zu bewegen u. suchte letzterer mit dem Schwerte Geltung zu verschaffen. Zwar hatten weder die Gesandtschaften noch die Kriegszüge nach Syrien (629 u. 631 n. Chr.) besondern Erfolg. allein die Opposition der Koreischiten sowie der Juden, welch letztere 628 seinen Zorn erfuhren, war wirkungslos, Arabien wurde für die neue Religion gewonnen und durch dieselbe mit einem neuen Leben erfüllt. M. st. am 8. Juni 632 n. Chr., für sein Werk wurden seine Lieblingsfrau Aïscha (s. d.) sowie Ali (s. Ali, Ebn Ali Thalib) wichtig. M. war ein Mann von außerordentlichen geistigen Gaben u. Widersprüchen, die in seinem Leben, Geschick u. Lehrgebäude ihren Widerhall fanden (Nüchternheit neben der ausschweifendsten Wollust, Gastfreundschaft neben der wildesten Ausschließlichkeit gegen andere Völker, Wohlthätigkeit u. gränzenlose Hingebung neben Zügen des rohesten Egoismus). Noch heute gibt es mohammedanische Wallfahrer, die sich selber blenden, um nichts mehr zu sehen, nachdem ihnen das Glück der Betrachtung des Grabes von M. in Medina zu Theil geworden. Solch maßlose Verehrung sowie die Erfolge M.s überhaupt haben ihren Haupterklärungsgrund in dem Umstande, daß er der fleischgewordene Geist des arab. Volkes wat, u. noch heute das Idol eines Arabers darstellt. Er selber erklärte, daß er keine Wunder verrichte, allein seine Anhänger haben sein Leben von der Wiege bis zur Bahre mit einer Menge von Wundern ausgestattet, die einem Nordländer oft schier als Früchte einer wahnwitzig gewordenen Einbildungskraft vorkommen und zum guten Theil abenteurliche Verzerrungen von Erzählungen aus dem Leben Moses u. Jesu sind, wie denn der M.anismus überhaupt ein von Araberthum durchsäuertes Gemengsel von Juden- und Christenthum u. späthellenischer Bildung ist. Bekanntlich wurde der Halbmond die Oriflamme der Anhänger M.s: M. soll einmal auf den Mond gedeutet und denselben dadurch in 2 Theile zerspalten haben; einer blieb am Firmament. der andere fiel in den Aermel des Propheten, doch schleuderte dieser den Halbmond wiederum ans Firmament zurück, damit der Vollmond nicht ausbleibe. – Lebensbeschreiber: Abulfeda: De vita et rebus gestis Mohammedis etc.; publ. avec lʼoriginal arabe par Jean Gagnier, Oxon. 1723, fol.; Weil: M. der Prophet, sein Leben und seine Lehre. Stuttg. 1843; Washington Irving: Life of Mahomet and his successors, Lond. 1850 (deutsch in der Historischen Hausbibliothek von F. Bülau); vgl. außerdem die berüchtigte, dem Kaiser Friedrich II. (s. d.) zugeschriebene Schrift: De tribus impostoribus (Mose, Christo et Muhamede), ohne Angabe des Druckortes 1598, 46 Oktavseiten, deutsch von Karl Aster, Leipz. 1845. – S. Koran.


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