- Indische Sprache
Indische Sprache, heißen im allg. die in Vorderindien gesprochenen, insbesonders aber die dem indo-german. Sprachstamme angehörigen, die indoarischen. Die alte Schrift- und Volkssprache war das Sanscrit, reich an Wurzeln und Formen, außerordentlich wohllautend, mit sehr ausgebildeter Construction. Dasselbe erlosch als Volkssprache schon im 5. Jahrh. v. Chr. und dauert als brahminische Literatursprache fort. Aus den Volkssprachen, dem Prakrit, erhoben die Buddhisten das Pali zu ihrer Schriftsprache, wodurch dasselbe an Ausbreitung sehr gewann. Anderseits bildete sich aus dem Prakrit bis zum 10. Jahrh. das Hindui, jetzt als Hindi die Schriftsprache der nichtmohammedan. Vorderindier; die ind. Mohammedaner bedienen sich des Urdu oder Hindustani, eines mit arab., pers. und mongolischen Worten gemischten Hindi; auch im Dekan wird ebenfalls eine Mischsprache, das Dakin, gesprochen. Außerdem gibt es eine Menge Provinzialmundarten, z.B. das Bengali, das Orissa, das Mahratti, das Guzeratti, das Sindhi, das Pendschabi etc. Im südl. Indien haben sich Sprachen erhalten, die mit dem Sanscrit gar nicht zusammenhängen u. andern Ursprungs sind, z.B. das Tamulische auf Malabar u. Koromandel; das Telinga im innern Dekan; die Sprache im Karnatik; das Malayalam auf einem Theile von Koromandel, die ceylonʼsche Sprache, alle mit eigenen mehr oder weniger bedeutenden Literaturen. Die Schrift für das Sanscrit heißt Dewanagari und hat den Grund zu mehren anderen Schriftarten abgegeben; für die neuern Volkssprachen werden fast durchgehends die arab. Schriftzeichen gebraucht.
http://www.zeno.org/Herder-1854.