- Auerbach [2]
Auerbach, Berthold, 1812 zu Nordstetten auf dem württemb. Schwarzwald geb., jüdischer Herkunft, studirte in Tübingen Philosophie und jüdische Theologie, und gab sich später ausschließlich literarischer Thätigkeit hin. Schriften: »das Judenthum und die neueste Literatur«; »Spinoza«, ein Roman wie »Dichter und Kaufmann«, »Spinozas sämmtl. Werke«, eine Uebersetzung; »Schwarzwälder Dorfgeschichten«, 2 Bde., zu denen 1853 noch ein dritter gekommen ist; »der Gevattersmann«, Kalender; »Schrift und Volk«, »deutsche Abende«, »Andre Hofer«, Trauerspiel, »neues Leben«, Roman. Durch seine Dorfgeschichten hat sich A. einen Namen erworben, denn seine ersten Arbeiten blieben unbekannt; in den Dorfgeschichten ist mancher lebens- und naturwahre Zug, insofern an Immermanns trefflichen »Münchhausen« erinnernd, den A. nachahmt, aber süddeutsch ausprägt; im Ganzen aber sind A.s Landleute verzeichnet. Daher sind die Dorfgeschichten in Baden und Württemberg so wenig populär geworden, als sein »Gevattersmann« es zu werden vermochte; sie ziehen mehr die höheren Stände an, denen das Landvolk in der Regel nur in einzelnen Richtungen bekannt ist. In den Dorfgeschichten zieht sich bereits als rother Faden die Abneigung gegen die Kirche durch und die Geistlichen müssen zu Porträten sitzen, in denen bald der Köhlerglaube, gepaart mit derbem Lebensgenuß, bald schwärmerische Bornirtheit oder kalter, berechnender Fanatismus die Grundzüge herleiht. Die Dorfgeschichten sind im Grunde, wie die meisten Romane von Zschokke, eine Empfehlung des Rationalismus für Katholiken, Protestanten und Juden. Der 3. Theil ist vollständig mißlungen, ebenso alle neueren Romane von A.; in seinem Hofer wird er geradezu Fälscher der geschichtlichen Wahrheit, und wir müssen ihn für einen Parteigänger des Schriftstellerheeres ansehen, das sich besonders aus Juden rekrutirt und in sehr verschiedener Rüstung den positiven Glauben befehdet.
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