- Atropa Belladonna L.
Atropa Belladonna L., Tollkirsche, Wolfskirsche, Wuthbeere. Unstreitig die gefährlichste unter unseren wildwachsenden Giftpflanzen, namentlich für Kinder, weil dieselbe häufig vorkommt, besonders in lichtgestellten Waldungen und jungen Schlägen, wo sich gewöhnlich auch Erdbeeren und Himbeeren in Menge finden und wegen des verführerischen kirschenähnlichen Aussehens der schwarzblauen Früchte. Sie wächst 3–5' hoch, treibt aus der großen ästigen fleischigen Wurzel mehrere nach oben gablig sich verästende Stengel, hat trübgrüne, übelriechende weichhaarige Blätter, trübselig braune glockige Blumen, und die glänzenden Beeren finden sich reif vom August an oft bis spät im Oktober. – Die Vergiftung durch Tollkirschen läßt sich bald erkennen. Erst tritt Trockenheit im Mund und Gaumen, Nase und Augen, dann Schwere im Kopf und Schwindel ein; die Pupille erweitert sich, das Gesicht nimmt ab bis zur Verdunkelung der Augen; dann Krämpfe unter verschiedenen Formen, namentlich auch im Schlunde; bei stärkerer Vergiftung folgt sofort Betäubung, allgemeine Schwäche mit schwankendem Gange, Irrereden, Zuckungen namentlich d. Gesichtsmuskeln (sardonisches Lachen), die Augen treten glänzend heraus mit auffallend stark erweiterter Pupille, das Athmen wird ängstlich, immer schneller, der Herzschlag beschleunigt; letzteres oft aber nicht, sondern es zeigt sich kleiner und schwacher Puls und langsames Athmen. Der Tod erfolgt unter allʼ den schrecklichen Symptomen der Vergiftung durch Narcotica. – Erholt sich ein Vergifteter, so geschieht es gewöhnlich unter heftigen Ausleerungen nach unten und oben; Gesichtsschwäche, leichte Zuckungen der Gesichtsmuskeln u. dgl. halten oft noch lange nachher an. – Gegenmittel, bis ein Arzt zur Stelle, sind vor allem ein starkes Brechmittel, auf welches man starken Kaffee folgen läßt; dann viel Essig mit Wasser verdünnt, auch Essigklystiere. – Officinell sind hauptsächlich die Blätter, vor der Blüthe zu sammeln und rasch zu trocknen; und die Wurzel, im Frühjahr oder Spätherbst zu sammeln. – Der Name Belladonna rührt von der früheren Verwendung der Beeren in Italien zu einer Schminke für Frauenzimmer her. – A. Mandragora, s. Alraun.
http://www.zeno.org/Herder-1854.