Stephanus [2]

Stephanus [2]

Stephanus , frz. Etienne, Geschlechtsname einer berühmten frz. Philologen- u. Buchdruckerfamilie. – S., Robert, geb. 1503 zu Paris, Sohn des Inhabers einer der ausgezeichnetsten Buchdruckereien jener Zeit, studierte die Alten mit großem Eifer u. trat zu den Hugenotten über, weßhalb er auch kritische Ausgaben der Bibel zu einem Hauptgeschäfte seines Lebens machte. Die Schätze der königl. Bibliothek standen ihm zu Gebote, er benützte sie mit seinem Sohne Henri fleißig, legte in seinen ersten 2 Ausgaben (1532, 1549) die Complutenser-, in der 3., der schönsten und berühmtesten von allen, die erasmische Ausgabe zu Grunde, erlaubte sich viele eigene Abänderungen, die er im Text und noch mehr in Noten anbrachte, that Außerordentliches für die Verbreitung seiner hugenottischen Bibeln und so ist es leicht begreiflich, daß er mit der Sorbonne auf keinen guten Fuß zu stehen kam. Verdienstlicher als seine Bibelausgaben waren die Ausgaben vieler alten Classiker (des Terenz, Virgil, Dio Caß u.a.), die er meist mit gelehrten Anmerkungen versah und die hinsichtlich der Correctheit, der Reinheit des Drucks u. der Schönheit der äußern Ausstattung wenig zu wünschen übrig ließen. Welch ausgezeichneter Philologe Robert gewesen, dafür legte sein »Thesaurus linguae latinae« schon 1534 der Nachwelt Zeugniß ab; die immer heftiger werdenden Religionsunruhen und Anfeindungen seiner Person bewogen ihn, endlich 1552 von Paris nach Genf überzusiedeln, wo er Bibeln u. alte Classiker fortdruckte und 1559 st. Sein Sohn Heinrich, geb. 1528 zu Paris, namentlich im Griechischen außergewöhnlich bewandert und durch weite gelehrte Reisen gebildet, blieb 1552 in Paris zurück, legte eine eigene Druckerei an, besorgte treffliche Ausgaben vieler griech. Schriftsteller sammt lat. Uebersetzungen derselben, befaßte sich namentlich auch mit der Heilkunde der Alten und gleich seinem Vater mit Bibelausgaben. Von Ulrich Fugger in Augsburg mit namhaften Summen unterstützt, druckte er viele Jahre an seinem Hauptwerke, dem »Thesaurus linguae graecae« und wurde 1572 damit fertig (in unserer Zeit haben die Gebrüder Didot zu Paris durch Hase und die beiden Dindorf eine neue Ausgabe dieses Meisterwerkes veranstaltet), aber der Verfasser selber kam dadurch ins bitterste Elend; der hohe Preis des umfangreichen Werkes war nämlich dem Absatz von vornherein ungünstig u. zudem lieferte ein gewisser I. Scapula, ein geborner Deutscher u. langjähriger Gehilfe des Henri S., unter dem Titel Lexicon graeco-latinum einen brauchbaren u. verhältnißmäßig wohlfeilen Auszug, der von 1579 an zu Basel oft erschien. S. irrte arm und unstät in der Welt herum und st. 1598 im Hospital zu Lyon geistig zerrüttet. – In Genf setzte das Geschäft bis 1626 fort Paulus S., der Sohn Heinrichs, dann ein naher Verwandter, Charles, der letzte S. aber, Antoine, st. 1674 blind zu Paris im Hôtel-Dieu.


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