Russische Sprache und Literatur

Russische Sprache und Literatur

Russische Sprache, Russische Literatur. Die russ. Sprache ist ein Hauptzweig des slavischen Sprachstamms, reich an Wurzeln und Bildungsformen u. wird in 2 Hauptdialecten, dem Klein- und Großrussischen gesprochen; aus letzterm hat sich die Schriftsprache entwickelt, die aber erst seit Peter I. das Altslavische verdrängte, das bis dahin Kirchensprache gewesen war. Die Buchstabenschrift ist die cyrillische, mit 36 Zeichen, dem griech. Alphabet als Grundlage, jedoch mit verschiedenen, durch die eigenthümlichen slav. Laute nothwendig gewordenen besondern Zeichen. Von einer eigentlichen russ. Literatur kann kaum die Rede sein; denn der Staat in seiner jetzigen Gestalt und die Bildung ist neu, letztere mehr ausländisch als national; außerdem ist ein autokratisch u. militärisch regierter Staat kein Boden, auf dem eine kräftige Literatur gedeiht. Die ältesten Denkmale der russ. Literatur sind Nestors Chronik, ein Rechts buch (Prawda ruskaja) und epische Gedichte aus der Heldensage der Russen. Die alte aufkeimende Bildung wurde von den Mongolen unterdrückt und außer einigen Chroniken, Lebensbeschreibungen von Heiligen etc., die von Mönchen ausgingen, weist die russ. Literatur auch nach der Vertreibung der Mongolen nichts weiteres auf. Peter I. machte die russ. Sprache zur Schrift- und Geschäftssprache, errichtete Druckereien, Schulanstalten u. ließ ausländische Werke in das Russische übersetzen, allein von selbständigen Schöpfungen war nicht die Rede u. was in den Wissenschaften Bedeutendes geleistet wurde, geschah durch Ausländer. Unter Alexander I. erwachte ein regeres Leben; hatte früher der Dichter Dershawin fast allein bei der Nation Eingang gefunden, so machten sich jetzt einzelne Namen in allen Gattungen der Poesie geltend (Schukowski, Krylow, Bulgarin, Koslow, Schachowski, Glinka etc.); der Historiker Karamsin fand auch im Auslande Anerkennung, und tüchtige Kritiker bekämpften die Auswüchse in Literatur und Sprache. In neuester Zeit ragen die Dichternamen Lermontow u. Puschkin (s. d.) über alle andern empor, auch haben sich mehre Russen auf dem Gebiete der Geschichte, Geographie, Statistik etc. hervorgethan; eine europ. Bedeutung hat aber die russ. Literatur noch nicht errungen. (Jordan, »Geschichte der russ. Literatur«Lpz. 1846.)


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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