- Metternich
Metternich, altadeliges Geschlecht aus den Rheinlanden, seit 1697 reichsgräflich, besaß damals in dem Kurfürstenthum Trier die Herrschaft Winneburg und Beilstein, erhielt 1802 die reichsfürstliche Würde, 1803 für die an Frankreich verlornen überrhein. Besitzungen die oberschwäb. Abtei Ochsenhausen, die es später an Württemberg verkaufte. Franz Georg Karl v. M., geb. 1746, gest. 1818, der erste Fürst v. M., begleitete mehre Gesandtschaftsstellen im kaiserl. Dienste u. war 1791 bis 1794 dirigirender Minister in den Niederlanden. Sein berühmter Sohn Clemens Wenzel Nepom. Lothar, Fürst v. M., Herzog v. Portella, österr. Haus-, Hof- und Staatskanzler, Ritter aller ersten europ. Orden, des engl. Hosenbandordens ausgenommen, wurde geb. d. 15. Mai 1773 zu Koblenz, studierte von 1788–90 zu Straßburg, hierauf bis 1794 zu Mainz, eröffnete seine diplomatische Laufbahn 1797 als Vertreter des westfäl. Grafencollegiums auf dem Congresse zu Rastadt, war 1801 kaiserl. Gesandter am kursächs. Hofe, 1803 am preuß., unterhandelte 1804 die Allianz zwischen Oesterreich, Preußen und Rußland, war von 1806–9 Gesandter in Paris. Im Octbr. 1809 erhielt er die definitive Leitung der auswärtigen Angelegenheiten; seine größten Feinde müssen zugestehen, daß er eine Consequenz und Gewandtheit wie selten ein anderer Staatsmann entwickelte, die Lage immer richtig beurtheilte u. nichts unternahm, zu dessen Ausführung die Kräfte nicht hingereicht hätten. Bis 1828 war sein Einfluß auf alle europ. Kabinete ein überwiegender und nur die falsche Richtung der engl. und französ. Politik nöthigte ihn den Angriff Rußlands auf die Türkei geschehen zu lassen, durch den diese Macht den erschütterndsten Stoß erhielt. Nach 1830 war es sein Hauptbestreben, die Folgen der Julirevolution besonders für Deutschland und Italien zu paralysiren, wofür er den Haß der liberalen Partei in vollem Maße ärntete; daß er aber auch hierin nur im Interesse Oesterreichs handelte, ist unbestreitbar. Den Einfluß auf die innern Angelegenheiten der österr. Monarchie, den ihm die öffentliche Meinung zuschrieb, besaß er in der That niemals, u. es trifft ihn für den Gang derselben keine Verantwortlichkeit, denn daß er in seiner Stellung ausharrte, obwohl er überzeugt war, daß das in den innern Angelegenheiten der Monarchie herrschende System in nicht ferner Zukunft zusammenstürzen werde, könnte man ihm nur dann zum Vorwurfe machen, wenn sein Austritt eine Wendung im Gange der Dinge hätte herbeiführen können. Die Wiener Revolution von 1848 vertrieb ihn aus Oesterreich und er lebte bis im Nov. zu London, hierauf zu Brüssel und kehrte 1851 nach Wien zurück, ohne jedoch in seine frühere amtliche Stellung wieder einzutreten. In erster Ehe war er mit der Enkelin des berühmten Staatsmannes Kaunitz vermählt, in zweiter mit der Freiin von Leykam, in der dritten mit der Gräfin Melanie von Zichy-Ferraris, die 1854 st. Aus seiner 2. Ehe leben 3 Töchter und ein Sohn Richard, geb. 1829, aus der 3. die Söhne Paul, geb. 1834, und Lothar, geb. 1837.
http://www.zeno.org/Herder-1854.