Italienische Musik

Italienische Musik

Italienische Musik. Der Kirchengesang datirt bekanntlich im Abendlande von St. Ambrosius, dem Erzbischofe zu Mailand, eine Epoche; eine weitere Ausbildung erhielt derselbe durch Papst Gregor den Gr. (gregorian. Gesang) und bis in das 14. Jahrh. herab durch den Mönch Hucbald, Guido v. Arezzo. den Erfinder der Tonleiter u.a.; die contrapunktistische Musik aber führten Niederländer in Italien ein, in welcher vom 16. bis 17. Jahrh. Palestrina, Orlando Lasso, die Gebrüder Gabrieli. Arnerio, Marezio, Zarlino, Allegri, Vallerano u.a. weltbekannte Werke schufen. Rom war damals der Mittelpunkt der Gesang- und Compositionsschulen, aber auch in Neapel u. Venedig fanden sich solche, deren Wirksamkeit sich auf das gesammte christl. Europa erstreckte. Die Italiener der höheren Klassen entfremdeten sich jedoch bald der einfachen. würdevollen Composition, die Musik wurde weltlich u. zuerst in Florenz um 1600 auf das Theater gebracht, von wo sie wieder herüber auf die Kirche wirkte. Man fand den dramat. Dialog langweilig und schob Gesangstücke zwischen ein. versuchte dieses besonders bei komischen Stücken u. kam so zuerst auf die Opera buffa. Der Gesang war immer noch die Hauptsache, doch wurde durch Anwendung der Instrumentalbegleitung größerer Reiz u. Abwechslung versucht, der Gesang selbst bereits seit der Mitte des 17. Jahrh. mit Verzierungen versehen. Scarlati endlich und besonders Durante bildeten sowohl die Instrumentation als den eigentl. Kunstgesang zu der neuen Opernmusik aus, die sich von Neapel aus reißend schnell über die ital. Städte u. die europ. Höfe ausbreitete. Die Nachfolger Durantes, die größeren Meister der neapolitan. Schule, z.B. Jomelli, Pergolese, Cimarosa, Paesiello u. Zingarelli, gingen jedoch nicht auf die spätere Richtung ein, die ohne Rücksicht auf Gedanken u. tiefere Seelenbewegung allein durch den Reiz des Tonwechsels zu gefallen sucht. Bekanntlich hat Rossini, was in jeder Art des Gefälligen in der Musik zu leisten ist, durch seine Melodien überboten, während Cherubini u. Spontini sich der ernsteren deutschen Schule anschlossen, daher sie auch von den Italienern gewissermaßen als Abtrünnige betrachtet werden. Noch jetzt wie früher liefert Italien die meisten Virtuosen und Virtuosinen des Gesanges auf die großen Bühnen Europas, sowie auch Instrumentalvirtuosen, vorzugsweise auf der Violine (Paganini), und die natürliche Begabung des Italieners für Musik bewährt sich immer aufs neue.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • italienische Musik. — italienische Musik.   Im Konzert der europäischen Musik spielt die italienische Musik von Anbeginn bis heute eine hervorragende Rolle. Ihr Hauptmerkmal ist das gesangliche, melodische Moment. Zahlreiche Arten und Gattungen der Vokalmusik… …   Universal-Lexikon

  • Italienische Musik — Die italienische Musik umfasst einen kleinen Ausschnitt der Musik des Abendlandes. Die musikalischen Entwicklungen im Italien des Mittelalters und der Renaissance lösten Entscheidendes zur Verbreitung jener Musik in Europa aus, die heute als… …   Deutsch Wikipedia

  • Musik der Renaissance: Frankoflämische Schule, England und Italien —   Es ist ein erstaunliches Phänomen, dass ein relativ kleines Gebiet wie der frankoflämische Raum vom frühen 15. bis ins späte 16. Jahrhundert hinein als Zentrum der Mehrstimmigkeit hervortrat und mit dem Prinzip der Vokalpolyphonie stilbildend… …   Universal-Lexikon

  • Musik Italiens — Die italienische Musik umfasst einen kleinen Ausschnitt der Musik des Abendlandes. Die musikalischen Entwicklungen im Italien des Mittelalters und der Renaissance lösten Entscheidendes zur Verbreitung jener Musik in Europa aus, die heute als… …   Deutsch Wikipedia

  • Musik des Barock — Evaristo Baschenis, Musikinstrumente, Mitte 17. Jahrhundert Die Periode der Barockmusik in der abendländischen Kunstmusik, auch bezeichnet als Generalbasszeitalter, schließt sich an die Renaissance an und erstreckt sich vom Beginn des 17. bis in… …   Deutsch Wikipedia

  • Italienische Literatur — Italienische Literatur. Die J. L., wie auch die aller übrigen romanischen Völker, hat sich nicht auf durchaus selbständige Weise entfaltet. Ist auch die von Petrarca vertretene Ansicht, daß sie eine unmittelbare Fortsetzung der Römischen sei,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Musik — (v. griech. musiké [téchnē], lat. [ars] musica), die »Kunst der Musen«, die nach der ältern griechischen Mythologie (Homer, Hesiod) Göttinnen des Gesanges und Tanzes, nicht aber, wie später, auch der Dichtkunst, Geschichtschreibung und Astronomie …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Musik der Renaissance: Das italienische Madrigal - »Musica reservata« —   Der Begriff »Renaissancemusik«, der auf die frankoflämische Epoche als Ganze nur mit Vorbehalt anzuwenden ist, charakterisiert jedoch treffend eine ihrer faszinierendsten Gattungen, das italienische Madrigal des 16. Jahrhunderts. Auch hier… …   Universal-Lexikon

  • Musik — (v. gr), war bei den Griechen der Gesammtname für alle diejenigen Künste, bei denen überhaupt Ton u. Rhythmus als Darstellungsmittel dienen, die Tonkunst, Dichtkunst u. Redekunst; später bei den christlichen Völkern wurde der Name auf diejenige… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Musik im vorrevolutionären Europa —   Der Wandel der Gesellschaft im 18. Jahrhundert spiegelt sich auch in der Musik und im Musikleben wider. Dies gilt prinzipiell für alle Epochen, weil musikalisches Tun an Menschen gebunden ist, die als Schaffende, Ausführende oder Hörende daran… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”