- Hirscher
Hirscher, Joh. Bapt. von, einer der verdientesten kathol. Theologen, wurde geb. 1788 zu Alt-Ergarten in Vorderösterreich (jetzt württembergisch), 1810 Priester, nachdem er im Kloster Weißenau sowie zu Konstanz und Freiburg i. Br. studiert hatte. Von 1812–17 wirkte er als Repetent am theolog. Seminar zu Ellwangen, kam 1817 als Gymnasialprofessor nach Rottweil, im gleichen Jahr aber noch nach Tübingen als Prof. der Moral. H. begründete eine ganz neue u. zeitgemäße Moraltheologie, ein System auf dogmatischer u. anthropolog. Grundlage mit der Grundidee vom Reiche Gottes auf Erden. Seine »Christliche Moral«, Tübingen 1835–36, 5. Aufl. 1851, 3 B., ist sein Hauptwerk, aber H. hat bis 1839 außerdem viele Aufsätze in die Tübinger theolog. Quartalschrift geschrieben; von den anderen Schriften nennen wir seine »Katechetik« (Tübg. 1831), die Betrachtungen über sämmtl. Evangelien der Fasten (Tübg. 1829) sowie die Betrachtungen über die sonntägl. Evangelien des Kirchenjahres (Tübingen 1837, 2 B.); die Geschichte Christi (Tübg. 1840); die kath. Lehre vom Ablaß, 6. Aufl. Tübingen 1855 etc. Seit 1835 Ritter der württemb. Krone, wurde er 1837 Prof. der Moral zu Freiburg i. Br., geistl. Rath, Domcapitular und Domdekan. Die 1844 auftauchende Rongerei fand in ihm einen der entschiedensten und einflußreichsten Gegner; er bekämpfte das Unwesen als Mitglied der 1. Kammer sowie als Schriftsteller. Die »Beleuchtung der Zittelʼschen Motion« ist eine seiner schönsten Thaten, die »Erörterungen über die relig. Fragen der Gegenwart«, 3. Aufl. Freiburg 1846, 2 Theile, denen 1855 ein 3. nachfolgte, gehören zu seinen ausgezeichnetsten Schriften. Sein großer und kleiner Katechismus wurde in der Erzdiöcese eingeführt. Bei dem 1853 ausbrechenden und im April 1855 noch nicht erledigten Kirchenstreite stand und steht v. H. entschieden auf der Seite seines Erzbischofs. Die neueste Schrift »Das Leben Mariä«, Freiburg 1853, erlebte bis Frühling 1855 bereits die 3. Aufl.
http://www.zeno.org/Herder-1854.