Galle

Galle

Galle, thierische Flüssigkeit, das wesentliche Produkt der Leber, kommt bei allen Wirbelthieren und vielen Wirbellosen vor. Die gesammte physiolog. Bedeutung, ja selbst die chemische, unmittelbare Zusammensetzung der G. ist noch Problem. Die Menschen-G. bildet eine gelbbraune bis grünbraune schleimige Flüssigkeit, neutral oder ganz schwach alcalisch. Dieselbe als Ganzes der chem. Elementaranalyse unterworfen, zeigt sich zusammengesetzt aus: C, H, N, S, O und Asche, von den Salzen herrührend. Ueber die unmittelbare Zusammensetzung herrschen noch 2 Grundansichten; die des Berzelius denkt sich die G. wesentlich zusammengesetzt neben dem G.nfett (Cholesterine) u. Schleim aus einem mit Natron verbundenen neutralen organ. Stoffe: dem Bilin. Die andere, größere Partei der Chemiker, glaubt, daß die G. als eine Verbindung von einer Fettsäure: G.nsäure, mit Natron, eine Art Seife vorstelle. Diese G.nsäure (Cholëin- und Cholsäure von Gorup-Besanez) ist in der G. noch mit einem eigenen Pigment, G.nfarbstoff, verbunden. Derselbe wäre nach den Untersuchungen von Scherer nichts anderes als veränderter Blutfarbstoff (Hämatine). Die chem. Analyse der Menschen-G. u. ihre unmittelbaren Bestandtheile ergab Gorup-Besanez folgende Zusammensetzung:

Wasser 89,81 - 82,27
feste Theile 10,19 - 17,73
100,00 100,00

Letztere bestanden aus: Cholëin und

Cholsaurem Alcali . . . . . . . . . . . 5,6510,79
Fette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,09 4,73
Schleim u. Farbstoff . . . . . . . . . 1,45 2,21
Anorgan. Salze . . . . . . . . . . . . . . 0,63 1,08

Die anorgan. Salze bestehen nach Frerichs früheren Analysen aus Chlornatrium, 3fach basisch-phosphorsaurem Natron, Erdphosphaten, schwefelsaurem Kalk u. Spuren von Eisenoxyd (vermuthlich rührt letzteres von G.nfarbstoff = verändertem Hämatine her). Die Frage, ob die G. Secret od. bloßes Excret sei, scheint sich eher auf der Seite derjenigen zu lösen, die sie für ein Secret halten. Daß der größere Theil der secernirten G. nicht durch den Stuhl abgeht, sondern wieder in die Blutmasse normaliter aufgenommen wird, ist durch die meisten Versuche von Bidder und Schmidt bewiesen. Daß die G. dagegen ein für die Verdauung u. das Leben absolut nothwendiges Secret sei, ist nicht erwiesen, sondern eher das Gegentheil. Daß dieselbe die Resorption von Fett begünstige, ist erwiesen. Die Meinung, daß die G. nur während der Verdauung secernirt werde, ist unrichtig. Die meiste G. wird nach Versuchen an Katzen 12 bis 15 Stunden nach eingenommener letzter Mahlzeit secernirt zur Zeit, wo wahrscheinlich die verdauten Speisestoffe in das Blut übergehen. Auf das Minimum sinkt die Secretion allerdings zur Zeit langen Fastens. Alles bisher durch die exacten Versuche der Physiologen u. Chemiker Erwiesene zusammengenommen, muß man annehmen, daß die G. in einer die Verdauung unterstützenden – die G. wirkt auch antiseptisil nach allen bisherigen Versuchen – namentlich die Fettresorption begünstigenden u. dadurch zugleich der Resorption Material zuführenden Beziehung zum Stoffwechsel stehe, übrigens noch nicht in ihrer gesammten Bedeutung ergründet sei.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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