- Friedrich Wilhelm III.
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, Sohn des Vorigen, geb. 3. August 1770, den 24. Dec. 1793 mit Luise von Mecklenburg verheirathet, regierte von 1797–1840, stellte alsbald eine geordnete Staatswirthschaft und unparteiische Rechtspflege wieder her. Obgleich er den Frieden liebte, wurde er doch 1806 von Napoleon zum Kriege genöthigt, nachdem es der König versäumt hatte 1805 mit Oesterreich, Rußland und England bei Zeiten loszuschlagen. Durch die Annahme Hannovers (von Napoleon gegen Kleve, Anspach, Bayreuth und Neuenburg eingetauscht) in eine falsche Stellung gebracht, stand er 1806 gegen Frankreich allein und verlor den 14. Oct. die Schlachten bei Jena und Auerstädt, in Folge derselben alles Land bis auf wenige Festungen; die verspätete Hilfe Rußlands führte zu den Schlachten von Eylau u. Friedland und zum Frieden von Tilsit (9. Juli 1807), in welchem Napoleon dem Könige kaum die Hälfte seiner Länder zurückgab und diese noch durch Garnisonen in den wichtigsten Festungen und schwere Contributionen bedrückte. Diese Catastrophe führte aber zu einer inneren Umwandlung Preußens, deren wesentlichste Momente in einer neuen Organisation des Heeres und des Gemeindewesens bestanden (s. Preußen) Gegen Rußland mußte Preußen 1812 ein Armeecorps schicken, dasselbe entzog sich jedoch auf dem Rückzuge durch die bekannte Convention im Tauroggen (30. Dec.) der ferneren Mitwirkung mit den Franzosen, durch welchen kühnen Schritt der General York viel dazu beitrug, den König zum Bündnisse mit Rußland und zur Kriegserklärung gegen Napoleon zu vermögen (Februar und März 1813). In dem großen Kriege von 1813–15 zeigte sich Preußen sowohl durch die Stärke seiner Heere als durch deren Leistungen als Großmacht, erhielt auch im Frieden nicht nur die Verluste des Jahres 1807 nach Quadratmeilen und Seelenzahl zurück, sondern noch einen Zuwachs, jedoch keine abgerundete Gebietsmasse; es ließ die russ. Gränze bis gegen die Oder vorschieben, sich im Westen von der Maas und unbegreiflicher Weise selbst von der Nordsee abschließen. Innere Veränderungen gingen nach 1815 wenige vor; statt der angekündigten allgemein landständischen Verfassung wurden Provinzialstände eingeführt, die 1820 begonnene Demagogenverfolgung sehr eifrig betrieben, Jahn, Arndt, Görres etc. abgesetzt oder zur Flucht genöthigt, wie denn überhaupt Preußen sich ganz dem damaligen polit. Systeme Oesterreichs u. Rußlands hingab. Als eifriger Protestant setzte der König die Union der Protest. u. Reformirten durch u. führte eine neue Agende ein (s. Agende). Die durch den Einfluß des Ministers Altenstein bewirkte Verfahrungsweise in Sachen des Concordats und des daraus entstandenen Conflicts mit den Bischöfen (s. Clemens August und Dunin) verbitterte dem Könige seine alten Tage und ebenso mußte er noch die Erfahrung machen, daß die Hegelsche Philosophie, die durch Altenstein gleichsam zur obligatorischen Staatsphilosophie erhoben worden, weder die evangel. Kirche, noch die preuß. Staatsordnung durch wissenschaftliche Verklärung stütze, sondern sich zum entgegengesetzten Dienste anschicke. Er st. den 7. Juni 1840, nachdem er sich 1830 um die Erhaltung des europ. Friedens ein Hauptverdienst erworben und den deutschen Zollverein gegründet hatte.
http://www.zeno.org/Herder-1854.