Alexander I. [4]

Alexander I. [4]

Alexander I., Kaiser von Rußland, Paulowitsch (d.h. Pauls Sohn) geb. den 23. Dec. 1777, Sohn des damaligen Großfürsten, nachherigen Kaisers Paul u. der Prinzessin Maria von Württemberg, denen aber Aʼs. Großmutter Katharina allen Einfluß auf dessen Erziehung entzog u. dieselbe dem Grafen Soltikow u. dem Waadtländer Laharpe, der religiös-politisch-liberalen Richtung angehörig, übertrug. Aʼs. Ehe mit Elisabeth von Baden, geschlossen 1793, blieb kinderlos; 1801 folgte A. seinem ermordeten Vater auf dem Throne. Anfangs setzte A. dem Auslande gegenüber die Politik Katharinas fort u. blieb neutral, später reizte ihn Frankreichs Uebergewicht in Europa, das ihm Napoleon verschaffte, zum Bündniß mit Oesterreich u. England, 1806 mit Preußen u. er sah die Niederlagen von Austerlitz, 3. Dec. 1805, u. Friedland 14. Juni 1807 persönlich mit an. Nach dieser Zeit wurde er Bundesgenosse Napoleons, der ihm freie Hand gegen Schweden u. die Türkei ließ; dem einen entriß A. 1809 Finland u. die Alandsinseln, der anderen Bessarabien u. die Donaumündungen im Bukarester Frieden 1812. Der Nachtheil jedoch, den die Continentalsperre für Rußland zur Folge hatte, und Napoleons unverhülltes Streben nach der Oberherrschaft über Europa veranlaßten den Bruch von 1812 u. den russischen Feldzug, in welchem die große Armee durch die Elemente zu Grunde ging. In dem darauf folgenden großen Kriege hatte die russische Armee an der Waffenentscheidung wesentlichen Antheil, u. die russische Politik gewann in den Unterhandlungen u. Friedensschlüssen den Einfluß, den sie bis jetzt behauptet hat; Napoleons Entsetzung, die schweizer. Bundesakte von 1815 u. die hl. Allianz waren vorzugsweise das Werk des Kaisers A.; außerdem gewann Rußland das Großherzogthum Warschau, schritt über die Weichsel u. schob seine Macht an die Oder vor; A. hat also das Werk Peters d. Gr. u. Kathar. II. mit glänzendem Erfolge fortgesetzt. – In seiner inneren Politik folgte A. lange Zeit den philosophisch-liberalen Ideen der neuen Zeit, reformirte im Unterrichts- u. Kirchenwesen, beförderte die Aufklärung, gab Verordnungen zu Gunsten der Leibeigenen u. unteren Volksklassen, dem neuen Königreiche Polen aber eine liberale Constitution; später kam er jedoch von dieser Richtung zurück u. wurde ein entschiedener Gegner der polit. Bestrebungen, wie sich dieselben in den Revolutionen Spaniens, Italiens, Griechenlands u. in den Kammern u. Schulen Deutschlands äußerten. Gegen die kathol. Kirche befolgte er die Grundsätze seiner Vorgänger, er entzog ihr durch verschiedene Gesetze jede Freiheit u. unterwarf sie den Staatsbehörden, 1820 verjagte er auch die Jesuiten, denen er früher in Polozk eine Akademie erlaubt hatte; er verbot jedoch auch der engl. Bibelgesellschaft die Verbreitung ihrer Bibeln u. bezeugte damit dem Protestantismus seine Ungnade. Seine letzten Jahre wurden durch Entdeckung geheimer Gesellschaften u. Verschwörungen getrübt u. noch mehr durch seine Ueberzeugung, daß nicht alle enthüllt worden seien; kränklich u. bekümmert begab er sich im Sept. 1825 in die Krim, seine kranke Gemahlin begleitend, erkrankte aber selbst u. st. 1. Dec. 1825 zu Taganrog.


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