Stimme

Stimme

Stimme, lat. vox, im physiologischen Sinne die beim Durchgang des Athems durch den Kehlkopf willkürlich erzeugten Töne mit ihren verschiedenen Modificationen. Die S. bildet sich in der Stimmritze des Kehlkopfs dadurch, daß die durch den Kehlkopf strömende Luft die Stimmritzenbänder in Schwingungen versetzt (ähnlich vibrirenden Zungen). Die so erzeugte S. erhält dann Stärke u. Resonanz durch das gleichzeitige Mitvibriren der Lungenwandungen und der Wandungen des Kehlkopfs. Die Höhe oder Tiefe der S. hängt ab von der größeren oder geringeren Spannung od. Erschlaffung der Stimmritzenbänder u. der Verengerung oder Erweiterung der Stimmritze, Zustände, welche durch das Spiel der Kehlkopfmuskeln bewirkt werden. Doch auch die umliegenden Muskeln wirken zur Erhöhung oder Vertiefung der S. mit, indem bei hohen Tönen der Kehlkopf in die Höhe, bei tiefen abwärts gegen die Brust gezogen wird. Kraft u. Resonanz der S. hängen vom Zustande der Lungen und des Kehlkopfes ab, ihr Metallgehalt vom Zustande der die Stimmwerkzeuge auskleidenden Schleimhaut. Der Unterschied der männlichen u. weiblichen S. hat seinen Grund im Bau des Kehlkopfs; die Stimmritzenbänder sind bei Frauen kürzer und die Stimmritze enger. Einer S. sind außer dem Menschen nur die Säugethiere, Vögel und einige Amphibien fähig. – In der Musik versteht man unter S. die Fähigkeit des Menschen, wohlklingende Töne hervorzubringen u. musikalisch zu verbinden, dann diese Töne selbst. Die S. zeigt nach Alter, Geschlecht und Ausbildung der Stimmorgane wesentliche Verschiedenheiten, sowohl in Betreff der Tonlage als der Kraft u. Klangfarbe. Man unterscheidet in dieser Hinsicht 4 Hauptgattungen der S.: Diskant und Alt als Knaben- und Frauenstimmen, Tenor und Baß als Männerstimmen, die erste auch Haupt- oder Oberstimme, die letzte Grundstimme genannt, die beiden mittleren Mittelstimmen. Ferner versteht man unter S. auch jede zusammenhängende Reihenfolge von Tönen in einem Musikstück, u. man spricht da ebenfalls von Ober-, Mittel- und Unterstimmen, und nach ihrer Bedeutung im Tonstück von Haupt- und Nebenstimmen, Solo- u. Ripienstimmen. – S., die Parthie eines Sängers oder Instrumentalisten.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stimme — (von althochdeutsch stimma) bezeichnet: menschliche Stimme analoge Lautäußerungen von Tieren, siehe Bioakustik Stimme (Wahl), Willensäußerung in einer Abstimmung Stimmhaftigkeit, Eigenschaft von Lauten in der Phonetik in der Musik: Stimme (Musik) …   Deutsch Wikipedia

  • Stimme — Stimme: Die Herkunft des altgerm. Substantivs mhd. stimme, ahd. stimma, stimna, got. stibna, niederl. stem, aengl. stefn, stemn ist unbekannt. – In der Bedeutung »abgegebenes Urteil, Votum« erscheint »Stimme« seit dem 14. Jh., beachte dazu… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Stimme — Sf std. (8. Jh.), mhd. stimme, ahd. stimma, stimna, as. stemn(i)a Stammwort. Aus g. * stemnō f. Stimme auch in gt. stibna, ae. stefn, stemn, afr. stifne, stemme. Obwohl die lautlichen Entwicklungen im einzelnen nicht klar sind, ist am ehesten von …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Stimme — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • Abstimmung • wählen • (ab)stimmen Bsp.: • Das Baby hat eine kräftige Stimme. • Geben Sie Ihre Stimme X X! • …   Deutsch Wörterbuch

  • Stimme [1] — Stimme (Vox), im physiologischen Sinne der Inbegriff der Töne, die beim Durchgang des Atems durch den Kehlkopf willkürlich erzeugt werden. Der menschliche Kehlkopf ist ein Zungenwerk mit membranösen Zungen. Als Windrohr dienen die Luftröhre und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Stimme — (Vox), die Töne, die im tierischen Organismus beim Durchgang eines kräftigen Luftstroms durch die Stimmritze des Kehlkopfs (s.d.) infolge der dadurch hervorgerufenen Schwingungen der Stimmbänder willkürlich erzeugt werden; ihre Höhe wird durch… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Stimme — Stimme, die Offenbarung des inneren Lebens für das Gehör, der melodische Grund, auf welchen die Sprache ihren lustigen Tempel baut, der Inbegriff jener Töne, welche durch das Athmen erzeugt werden und besonders im Kehlkopfe entstehen. Nur wenig… …   Damen Conversations Lexikon

  • Stimme — (lat. Vox), 1) der Ton, welchen lebendige Geschöpfe von sich geben können; 2) der Schall, welchen leblose Dinge verbreiten; 3) der Inbegriff der Töne, welche durch das Athmen der Thiere hervorgebracht u. namentlich in dem Kehlkopfe erzeugt werden …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Stimme [2] — Stimme heißt auch der Einzelpart der in einer mehrstimmigen Komposition beschäftigten Instrumente oder Singstimmen. Noch im 17. Jahrh. wurden Partituren meist gar nicht gedruckt, ja nicht einmal handschriftlich gebraucht, da der Dirigent aus… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Stimme — 1. ↑Vox, 2. Votum …   Das große Fremdwörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”