- Pendel
Pendel (lat. pendulum), mechanische Vorrichtung, bestehend aus einer Schnur oder unbiegsamen Stange, die am untern Ende ein Gewicht trägt, am obern Ende aber so an einem Punkte befestigt ist, daß sie sich frei um denselben bewegen kann. Dieses ist das physische od. zusammengesetzte P., im Gegensatze zum einfachen od. mathematischen P., wo das Ganze als gewichtlose Linie mit einem schweren Punkte am unteren Ende gedacht wird. In senkrechter Lage befindet sich das P. in Ruhe; wird es seitwärts gehoben, so fällt es mit zunehmender Geschwindigkeit wieder in dieselbe zurück, bleibt aber da nicht stehen, sondern steigt auf der anderen Seite mit abnehmender Geschwindigkeit eben so hoch empor, als es auf der ersten herabgefallen, dann fällt es eben so wieder zurück etc. Das untere Ende des P.s beschreibt somit einen Bogen (Schwingungsbogen); die se Bewegung des P.s vom höchsten Punkte der einen bis zum höchsten der andern Seite heißt eine Schwingung od. Oscillation; der Winkel, den der P. auf einem der 2 höchsten Punkte seiner Schwingung mit der senkrechten Linie macht, heißt der Ausweichungswinkel oder Elongation; die zum Durchlaufen eines Schwingungsbogens verbrauchte Zeit die Schwingungszeit. Die Schwingungszeit des P.s aber hängt ab von der Länge desselben u. von der Stärke der Anziehung der Erde, und zwar schwingt es um so schneller, je geringer die Länge und je stärker die Anziehung, nach dem Gesetze, daß sich die Schwingungszeiten zweier P. verhalten wie die Quadratwurzeln aus ihren Längen und wie die Quadrate der Stärke der Anziehung. Auf hohen Bergen und unter dem Aequator ist die Anziehung geringer und das P. schwingt langsamer als in der Tiefe und an den Polen. Wegen seiner gleichförmigen Bewegung ist das P. besonders geeignet zum Messen kleiner Zeittheile. Wichtig ist namentlich das Secundenpendel als Mittel zur Bestimmung der Anziehungskraft der Erde (Schwere) an verschiedenen Orten.
http://www.zeno.org/Herder-1854.