- Zesen
Zesen, Philipp von, latinis. Caesius, Dichter u. Hauptvertreter der von ihm gestifteten deutschgesinnten Genossenschaft, geb. 1619 zu Priorau bei Dessau, gest. 1689 zu Hamburg. Er begann noch gleichzeitig mit Opitz 1637 zu dichten und dichtete noch 1688, als längst kein einziges Mitglied der ersten schlesischen Schule mehr übrig war. Vielseitig gebildet, ahmte er die Verskünsteleien der Italiener u. Franzosen, ihre Rondeaux, Madrigals u. dgl. in zahllosen Dactylen (diese Dattelverse hielt er für die vortrefflichste aller deutschen Versarten) nach, nahm starken Antheil an der schwülstigen und abenteuerlichen Romanenschreiberei seiner Zeit durch Bearbeitungen fremder Erzeugnisse wie durch eigene (adriatische Rosemunde 1645, Ibrahims und Isabellens Wundergeschichte 1645, afrikanische Sofonisbe 1646, Assenat 1670, Simson 1679), richtete aber als der stets »Färtige« der von ihm 1643 zu Hamburg gestifteten deutschgesinnten oder Rosengesellschaft sein Hauptstreben darauf, die deutsche Sprache so rein als möglich zu machen. Dies verdient der erbärmlichen Sprachmengerei seiner Zeit gegenüber noch heute Anerkennung, allein er fiel in das entgegengesetzte Extrem und schuf unnöthige u. lächerliche Wörter, über setzte z.B. Nase mit Löschhorn, Flinte mit Schießprügel, Theater mit Schauburg, Affect mit Gemüthstrift Vers mit Dichtling, Person mit Selbstand, Venus, Pallas und Juno taufte er Lustinne, Kluginne, Himmelinne u.s.w. Als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft hieß Z. der Wohlsetzende und welch Ansehen er seiner Zeit genoß, geht daraus hervor, daß er geadelt, kaiserl. Pfalzgraf und gekrönter Poet wurde, daß sein »hochdeutscher Helikon« (eine Anleitung zur deutschen Dichtkunst) seit 1640 eine Auflage nach der andern erlebte und daß es trotz alles Spottes noch zu Gottscheds Zeit Zesianer gab. Auswahl der mitunter nicht ganz üblen Poesien Z.s im 1. Band von Müllers »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«.
http://www.zeno.org/Herder-1854.