- Volksbücher
Volksbücher, im engern Sinne, heißt eine Anzahl volksthümlicher Unterhaltungsschriften, deren Helden Gegenstand von Volkssagen u. Volksliedern waren; diese wurden im Laufe der Zeit vielfach umgebildet u. erweitert, theilweise von ritterlichen Dichtern besungen u. dadurch mit der Zeit volksthümlich, nach Erfindung der Buchdruckerkunst aber sofort in Prosabearbeitungen und Uebersetzungen herausgegeben. Derlei Volkssagen und volksthümlich gewordene Dichtungen haben wohl alle civilisirten Völker, aus demselben Grunde sind auch V. seit Jahrhunderten auf allen Märkten Deutschlands u. Frankreichs, dann auch Englands, Hollands u. Südeuropas zu finden; manche derselben sind durch Uebersetzungen Gemeingut aller Nationen u. für das Abendland fast das geworden, was 1001 Nacht u. dgl. für den Orient. Welche außerordentliche Wichtigkeit die V. aber für die Geschichte der Literatur u. Cultur besitzen, lernte man erst recht durch die Romantiker (s. romantisch) u. besonders durch I. Görres (die deutschen V., Heidelb. 1807) begreifen. Wir nennen von den V.n: Wigalois, Tristan, Pontus und Sidonia, Fierabras, die schöne Melusine, die Schildbürger, Hans Tucher (15. Jahrh.); dann Fortunatus mit dem Säckel und Wünschhütlein, Till Eulenspiegel, Salomon u. Morolf, der Pfaffe Amis, die 4 Haimonskinder, Kaiser Oktavianus, die schöne Magelone, den Doctor Faust, gehörnten Siegfried, Griseldis, die Geschichte von den 7 Schwaben, Genoveva, die 3 Rolandsknappen, Herzog Ernst, Heinrich der Löwe, Helena, Hirlanda, die 7 weisen Meister, Joachim u. Anna (16. Jahrh.); Göthe (Faust), Tieck (Octavian, Fortunat), der Maler Müller (Genoveva) u.a. zeigten, was ein poetischer Genius aus V.n zu schaffen vermag. Sammlungen veranstalteten außer I. Görres v. d. Hagen u. Büsching (1809, 1811), Gustav Schwab (Buch der schönsten Geschichten und Sagen 2. Aufl. Stuttg. 1843), Marbach (Leipz. 1838–1849 in 52 Bändchen) und besonders Simrock (Frankf. 1845 ff.).
http://www.zeno.org/Herder-1854.