- Voß [3]
Voß, Joh. Heinrich, verdient als Uebersetzer, Literarhistoriker und auch als Dichter, geb. 1751 zu Sommersdorf in Mecklenburg, mußte wegen Armuth seine Studien unterbrechen, sandte poetische Versuche an den Göttinger Musenalmanach, erhielt durch Boie 1772 in Göttingen einen Freitisch und einträgliche Lehrstunden, studierte Philosophie, Geschichte und Philologie, u. war zugleich der »Aelteste des Hainbundes«. Durch seine Anmaßung und Grobheit verfeindete er sich mit seinem Lehrer Heyne (s. d.), wurde aus dem philologischen Seminar ausgeschlossen, fand eine Zuflucht bei Claudius in Wandsbeck, wo er den Musenalmanach herausgab und ins deutsche Museum schrieb; nachdem er Boies Schwester geehelicht, vollendete er als Rector zu Otterndorf im Lande Hadeln seine berühmte Uebersetzung der Odyssee, übersetzte 1001 Nacht u. lebte dann 1782–1802 als Rector, Uebersetzer und Schriftsteller zu Eutin. Der Herzog von Oldenburg gab ihm eine Pension sammt dem Hofrathstitel, 1805 kam V. als Ehrenprofessor und Hofrath nach Heidelberg, erwarb sich durch seine Streitigkeiten mit dem Symboliker Creuzer (Antisymbolik, Stuttg. 1824–26) und noch mehr durch seine Angriffe gegen den zur Kirche zurückgetretenen Stolberg (wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier 1819; Bestätigung der Stolberg'schen Umtriebe 1820; V. gegen Perthes 1822) sehr wenig Ruhm und st. 1826. V. war eine kräftige norddeutsche Natur, nicht ohne Gemüth, aber vorherrschend ein Verstandesmensch, bei welchem eine durchaus prosaische und philisterhafte Richtung mit Selbstüberhebung, Grobheit u. protest. Einseitigkeit im Bunde stand. Als Uebersetzer hat er unbestreitbar große Verdienste um das Herüberführen der altclassischen Poesie sowie um die Metrik u. deutsche Sprache, aber selbst sein Meisterwerk, die Uebersetzung Homers, ist ohne Geist und ohne das Original nicht verständlich, seine sklavisch treuen Uebersetzungen des Theokrit, Virgil, Horaz u.s.f., und namentlich die des Shakespeare sind völlig ungenießbar. Letztere hat er mit seinen Söhnen Heinrich (geb. 1779 zu Otterndorf, gest. 1822 als Professor zu Heidelberg) und Abraham (geb. 1785 zu Eutin, gest. 1847 als Gymnasialprofessor zu Kreuznach) ausgearbeitet. Seine oft geschwätzigen und stets nüchternen lyrischen Gedichte u. gezierten Idyllen (Luise, der 70. Geburtstag) zeigen Natursinnigkeit, harmlose Gemüthlichkeit und Heiterkeit. Abraham gab des Vaters Briefwechsel (Halberst. 1829–33), Döring V.ens Leben heraus (1834).
http://www.zeno.org/Herder-1854.