- Tabak
Tabak (Nicotiana, so genannt von dem frz. Gesandten Jean Nicot, der die Pflanze 1560 von Lissabon nach Paris brachte), Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceae, in Westindien einheimisch, jetzt über die ganze Erde verbreitet, krautartig, mit breiten, lanzettförmigen, stengelumfassenden Blättern, trichterförmigen 5lappigen Blüten, 2fächeriger Kapsel, enthält außer anderen organischen und mineralischen Stoffen ein Alkaloid, das für sich allein dargestellt ein sehr starkes, narkotisches Gift bildet, gleichwie das Nicotianin, ein flüchtiges Oel. Der T. wird zum Rauchen, Kauen u. Schnupfen verwendet und ist einer der wichtigsten Artikel für Handel und Nationalökonomie. Die verbreitetesten der vielen T.sarten sind der gewöhnliche od. virginische T., der groß- od. breitblättrige T. aus Südamerika, der Bauern od. Veilchen-T. Die Spanier trafen die Gewohnheit des T. rauchens auf Hayti und andern westind. Inseln bei den Indianern, welche sich einer Art Cigarre bedienten, die sie T. nannten; von den Spaniern kam die Gewohnheit nach Europa u. verbreitete sich reißend schnell über dasselbe trotz aller Verbote u. Strafen, womit geistliche u. weltliche Obrigkeiten die Raucher bedrohten und belegten. Das T. schnupfen wurde bald darauf üblich, endlich auch, besonders bei Seeleuten, das T. kauen, welches gegen den Skorbut schützen soll. Der T. verlangt einen lockern und kräftigen Boden, will sorgfältig behandelt und von Unkraut rein gehalten sein; vor der Bildung der Blütenknospen bricht man die Köpfe aus (wenn man nicht Samen, sondern Blätter ziehen will), deßgleichen die Seitenäste (Geizen) u. die untersten verwelkten Blätter; die zur Nutzung bestimmten Blätter, wenn sich auf denselben gelbe Flecken zeigen. Sie werden in freier Luft aufgehängt und getrocknet, dann geschichtet u. einer Gährung überlassen, dann abermals getrocknet u. so der Fabrikation übergeben. Der Rauch-T. erhält eine Beize aus salzigen und süßen Stoffen, welche ihm einen milderen oder schärferen Geschmack geben u. ein langsames Verbrennen befördern soll. Nach der Beize werden die Blätter in Fässern einer Art Gährung ausgesetzt, dann geschnitten oder gerollt od. zu Cigarren gesponnen. Schnupf-T. wird aus den dickeren Blättern, aus Stengeln, Rippen etc. verfertigt, welche durch Walzen oder Stampfen zermalmt werden; bei rappirtem Schnupf-T. werden sie in spindelförmige Körper (Carotten) zusammengeschnürt u. diese auf der Raspelmühle gepulvert. Auch der Schnupf-T. erhält eine Beize od. Sauce aus einer salzigen, geistigen u. gewürzhaften Flüssigkeit u. diese ist meistens ein Geheimniß des Fabrikanten. (»Tiedemann, Geschichte des T.s und anderer ähnlicher Genußmittel« Frankf. 1854.)
http://www.zeno.org/Herder-1854.