- Starrkrampf
Starrkrampf, lat. tetanus, tonischer Krampf der Muskeln, der theils allgemein ist u. dann hauptsächlich die Rückenu. Seitenmuskeln des Rumpfes befällt, theils partiell und dann am häufigsten als Kinnbackenkrampf in den Kaumuskeln. Bei dem allgemeinen S. findet sich der Krampf bald mehr in den Rückenmuskeln mit Beugung des Körpers nach hinten, bald mehr in den Muskeln des Bauchs u. Halses, mit Beugung des Körpers nach vorn od. mehr in den Muskeln einer Seite, mit Beugung nach dieser. Der Krampfanfall dauert von einigen Minuten bis zu einer Stunde, kehrt aber auch gern periodisch zurück, in welchem Falle die einzelnen Anfälle dann besonders leicht durch Reizung der Hautnerven, bloße Berührung der Haut, Luftzug etc., aber auch durch Gemüthsbewegungen hervorgerufen werden, u. wo die ganze Dauer der Krankheit sich bis auf einen Monat belaufen kann. Das eigentliche Wesen des S.es, seine Grundstörung, ist noch nicht erkannt. Nicht selten findet man die Spuren von Congestion oder Entzündung des Rückenmarks u. der Häute desselben; in andern Fällen, wie namentlich beim Wund-S., erscheinen die Krämpfe mehr als Reflexkrämpfe, wo also eine krankhafte Reflexerregbarkeit des Rückenmarks anzunehmen ist. Eine Anlage zu dieser Krankheit findet sich besonders bei robusten aber abgearbeiteten Männern, bei nervöser Constitution, besonders in warmen u. sumpfigen Ländern, wo dann eine Verwundung, heftige Erkältung oder Erhitzung, Gemüthsbewegungen etc. den S. hervorrufen können. Ferner erscheint er bisweilen in bösartigen Nerven- und Wechselfiebern, endlich als Wirkung verschiedener Gifte, namentlich des Strychnins. Der Ausgang ist gewöhnlich der Tod; weniger gefährlich ist der bei Hysterie vorkommende. Der Ausgang in Gesundheit erfolgt durch ruhigen Schlaf, oft mit Krisen durch Harn, Schweiß u. Stuhl. Die Behandlung hat es zunächst mit Entfernung der Ursachen zu thun, namentlich bei Vergiftung, Erkältung, Verwundung. Im Anfalle selbst sowie zu seiner Vermeidung möglichste Ruhe, Stille, Dunkelheit, Verhütung jeglicher Reizung der Hautnerven, selbst der bloßen Berührung; innerlich besonders narkotische Mittel, vor allen Opium, dann Blausäure, Belladonna etc., Calomel, Gegengifte; außerdem Aderlässe, Bäder.
http://www.zeno.org/Herder-1854.