- Schluß
Schluß, Schlüsse, nennt man in der Logik die Verknüpfung mehrer Urtheile zu einer Einheit, in welcher die Richtigkeit od. Falschheit des einen durch das andere bestimmt wird. Der S. als Denkobject ist ein vermitteltes Urtheil; an jedem Schlusse sind zu unterscheiden: die Vordersätze (Prämissen), die den Grund enthaltenden Urtheile und der S.satz (Conclusion). nämlich das aus den Vordersätzen abgeleitete Urtheil, ferner der Stoff, den die Urtheile bilden. und die Form, die Art und Weise ihrer Verknüpfung und Ableitung. Die kant'sche Eintheilung der Schlüsse in solche des Verstandes, der Urtheilskraft u. Vernunft ist als unhaltbar mit Recht aufgegeben, dagegen theilt man die Schlüsse entweder mit Rücksicht auf ihre Darstellung oder auf ihre Gültigkeit ein. Hinsichtlich der Darstellung unterscheidet man I. einfache Schlüsse, Monosyllogismen. u. zwar a) unmittelbare od. Folgerungen (Gleichheits-, Entgegensetzungs-, Unterordnungs-, Umkehrungs- und Modalitätsschlüsse); b) mittelbare (vollständige in gewöhnlicher Form: kategorische, hypothetische, disjunctive; vermischte: hypothetisch-disjunctive Dilemmata, dann S.figuren: 4 für die kategorischen; andere für die hypothetischen u. disjunctiven Schlüsse, endlich d) unvollständige Schlüsse oder Enthymeme); II. zusammengesetzte Schlüsse und zwar vollständig zusammengesetzte (Pro- und Episyllogismen) u. unvollständig zusammengesetzte (Epichereme, reine u. vermischte Soriten od. Kettenschlüsse). Rücksichtlich der Gültigkeit ist ein S. entweder a) wahr. wenn er sowohl formal als material richtig ist d.h. wenn nicht nur aus der regelrechten Anzahl und Stellung der Begriffe und Sätze ein richtiger S.satz folgt. worüber die formale Logik entscheidet, sondern wenn auch die angenommenen Vordersätze überhaupt Wahrheiten enthalten u. der S.satz nothwendig aus denselben hervorgeht, worüber die formale Logik nicht zu Gericht sitzen kann; oder der S. ist b) wahrscheinlich, wenn seine Obersätze keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit haben. Die Wahrscheinlichkeitsschlüsse kommen überall vor, wo immer aus Erfahrungssätzen ein S. gezogen werden soll, spielen deßhalb auch die Hauptrolle in der Wissenschaft wie im Leben und werden unterschieden als Inductions- und Analogieschlüsse und Hypothesen; endlich ist der S. III. falsch, sei es weil er den formalen Gesetzen nicht entspricht oder aus falschen Vordersätzen gezogen wird oder aus beiden Gründen zusammen. Will der Redende täuschen, so wird der Fehl-S. (Paralogismus) zum Trug-S. oder Sophisma, von welchem Aristoteles 2 Arten. nämlich sophismata in dictione (Wortspiele) u. extra dictionem (Gedankentrug, Widersinn) unterschied. Die Alten hatten mehre Sophismen, die sie für unauflösbar hielten, z.B. das sophisma pigrum, den sog. Krokodil-S. u.s.f., allein dieselben lassen sich insgesammt durch genauere Prüfung des Mittelbegriffes aufdecken.
http://www.zeno.org/Herder-1854.