Schlegel [6]

Schlegel [6]

Schlegel, Karl Wilh. Friedr. von, Bruder des Vorigen, mit diesem ein Hauptstifter der romantischen Schule u. ein an den Alten, an Winkelmann und Göthe herangereifter Aesthetiker u. Kritiker, dabei ein weit besserer Lyriker u. der eigentliche Schöpfer der Literaturgeschichte. geb. 1772 zu Hannover, sollte Kaufmann werden, studierte aber zu Leipzig u. Göttingen und trat 1793 als Schriftsteller auf. Er wirkte mit seinem Bruder, ließ 1799 einen Theil des Romans »Lucinde« erscheinen, der eine Apotheose der Liebe und Freude werden sollte und Schleiermachers und anderer ganzes Lob erhielt. in der That aber auf eine Apotheose der Wollust hinauslief und eine Verirrung der Romantik offenbarte. 1800 begann S. in Jena philosophische Vorlesungen und trat als Dichter auf (Terzinen an die Deutschen, Musagetes); sein Trauerspiel Alarkos übrigens (1802) war ein ähnlicher Mißgriff wie der Joe seines Bruders. Er wandte sich nach Paris, hielt Vorlesungen über Philosophie, studierte die indische Literatur und lieferte »die Sprache und Weisheit der Inder«. eine Kritik der italien., niederländ. und altdeutschen Malerschulen, mittelalterliche Dichtungen, eine Geschichte der Jungfrau von Orleans. Zu Köln mit seiner Gattin. einer Tochter Mendelssohns (s. d.) und geschiedenen Veit, bereits 1803 in die katholische Kirche getreten, zog er 1808 nach Wien, suchte 1809 als kaiserlicher Hofsecretär beim Erzherzog Karl das Volk durch feurige Proclamationen gegen die Franzosen zu entflammen, hielt Vorlesungen über die neuere Geschichte sowie über die Literatur aller Völker, gründete den »Oesterr. Beobachter«. gab 1812 das »Deutsche Museum« heraus. Nachdem er das Vertrauen des Fürsten Metternich gewonnen, war S. 1815–18 Legationsrath der österr. Gesandtschaft am deutschen Bund, lebte alsdann wiederum in Wien der politischen und poetischen Thätigkeit, hielt Vorlesungen über die Philosophie des Lebens, ebenso über die Philosophie der Geschichte und st. 1829 zu Dresden. Seine Verdienste als Kritiker und Aesthetiker sowie sein Meisterwerk, die »Geschichte der alten und neuen Literatur« (Wien 1815, 2 Bde.) sind allgemein anerkannt. Sämmtliche Werke, Wien 1822–25. 10 Bde. (in denen jedoch die Lucinde fehlt), 2. Aufl. mit dem literarischen Nachlasse, ebends. 1846, 14 B. – S., Dorothea, die Gattin des Vorigen, geb. Mendelssohn, geb. 1770. zu Berlin, gest. 1839 zu Frankfurt a. M., hatte sich von ihrem ersten Manne geschieden, war eine dichterische Natur, wollte aber durchaus nie unter ihrem Namen auftreten, deßhalb gab S. ihren Bruchstück gebliebenen Roman Florentin, die romantischen Dichtungen des Mittelalters (Leipzig 1804, 2 Thle.) und die deutsche Uebersetzung der »Corinna« der Frau von Staël (Berl. 1807–8, 4 Bde.) unter seinem Namen heraus.


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