- Schlangen
Schlangen (Serpentes), bilden die 3. Ordnung der Amphibien, ausgezeichnet durch ihren lang gestreckten Leib ohne Spur von Gliedmaßen, nur bei den Riesen-S. schwache Andeutungen der hintern Extremitäten durch Stummeln. Der Körper ist mit dachziegelförmigen oder vieleckigen od. körnigen Schuppen bedeckt, an der Bauchseite mit längeren quergehenden Schildern. Die Wirbel sehr zahlreich, 100–400, und sehr beweglich mit einander verbunden; die Rippen umschließen fast den ganzen Körper, jedes Paar mit den vordern Enden an ein Bauchschild befestigt. Die Schädelknochen getrennt und blos durch Bänder und Knorpeln vereinigt, der Unterkiefer durch zwei bewegliche Zwischenknochen mit dem Schädel verbunden, eine Einrichtung, die eine außerordentliche Ausdehnung des Rachens gestattet. Die einfachen hackenförmigen Zähne dienen nur zum Festhalten der Beute, nicht zum Zerkleinern derselben. Das Gehirn verhältnißmäßig sehr klein, daher die Intelligenz sehr gering. Auch die Sinne der S. sind stumpf. Der Geruch fehlt oder ist sehr schwach; die äußere Ohröffnung von der allgemeinen Haut überzogen, das Ohr ohne Trommelfell. Das Auge zwar schön und glänzend, aber ohne Lider und von der äußern, durchsichtigen Haut überzogen, der Gesichtssinn ziemlich stumpf. Die lange, schmale u. tief gespaltene Zunge steckt in einer Scheide. kann aber weit vorgestreckt u. schnell vor u. rückwärts bewegt werden; sie ist indeß keiner Geschmackseindrücke fähig, sondern dient der Schlange als Tastorgan, womit sie die Beschaffenheit der vor ihr liegenden Gegenstände untersucht. Die Fortbewegung der S. ist eine kriechende und wird hauptsächlich bewerkstelligt durch abwechselnde Vorwärtsbewegung der Rippenpaare u. Geradestellen derselben, wobei deren vordere Enden mit dem betreffenden Bauchschilde die Stützen auf dem Boden, gleich Füßen, bilden. Diese Art der Fortbewegung wird unterstützt u. beschleunigt durch die schlängelnden seitlichen Windungen des Körpers. Eine dritte aber seltenere Art der Fortbewegung geschieht bei manchen S. durch spiralförmiges Zusammenrollen des Körpers und dann plötzliches Geradestrecken, wodurch sie sich eine Strecke weit fortzuschleudern vermögen. Das Athmen geschieht durch eine einfache sackförmige Lunge, die sich längs der Wirbelsäule weit nach hinten erstreckt. Die Verdauung ist langsam aber sehr vollständig, nur Haare u. Federn gehen unverdaut ab. Die Nahrung der S. besteht allein aus Thieren, hauptsächlich Säugethieren und Vögeln, dann Fröschen. Eidechsen, Würmern, Insekten, bei den See-S. aus Fischen u. Weichthieren. Die S. verschlingen ihre Beute meist lebendig, mit dem Kopfe voran, eine langwierige, gewaltsame und sehr widerlich anzusehende Operation. Größere S. zerbrechen ihrer Beute durch Umschlingen zu erst die Knochen. Ihr Bedürfniß zum Trinken ist sehr gering und sie können des Tranks wie der Speise sehr lang entbehren. Sie leben einsam in ihren meist dunklen Wohnungen, die See-S. in den warmen Meeren, lieben die Wärme und verfallen im Winter in Schlaf, was in den Tropen in der trockenen Jahreszeit geschieht, häuten sich periodisch und legen weiße Eier, die sie der atmosphärischen Wärme zur Brütung überlassen, einige der Gift-S. bringen lebendige Junge zur Welt. Die oft erwähnte und wieder bestrittene Zauberkraft einiger S. scheint nicht unbegründet zu sein (Linck führt auffallende Beobachtungen selbst bei unserer Ringelnatter an). Die S. zerfallen in giftlose u. giftige. letztere mit zwei Giftzähnen im Oberkiefer und darüber liegenden Giftdrüsen, aus denen das Gift durch den Kanal des Giftzahnes beim Bisse in die Wunde strömt. Seine furchtbarsten Wirkungen äußert dieses Gift bei den Gift-S. der heißen Länder. Die Zahl der bekannten S. arten beläuft sich auf ungefähr 400. Deutschland hat deren nur 4, darunter eine giftige, die Kreuzotter. Vgl. Nattern.
http://www.zeno.org/Herder-1854.