- Lafayette [2]
Lafayette, Gilbert, Marquis de, geb. d. 6. Septbr. 1757 zu Chavagnac im Depart. der Oberloire, aus einem altadeligen Geschlechte der Auvergne, durch Familiengüter und die Heirath mit der Tochter des Herzogs von Noailles Herr eines großen Vermögens, in glänzenden Verbindungen, verschmähte die Laufbahn, die ihm Frankreich darbot, ergriff dagegen mit Begeisterung die Sache der nordamerikan. Revolution. Er schiffte sich 1777 gegen den Willen der Regierung nach Nordamerika ein, gewann Washingtons Freundschaft, wurde General und Liebling der Nordamerikaner, kehrte 1781 nach Frankreich zurück, wo er enthusiastisch empfangen wurde. An der 1787 beginnenden Bewegung in Frankreich nahm er den lebhaftesten Antheil als Mitglied der Versammlung der Notabeln und später der Nationalversammlung. Am 15. Juli 1789 wurde er Chef der Nationalgarde und erhielt dadurch die wichtigste Stellung während seines ganzen langen Lebens. Er hing den damaligen constitutionell-monarchischen Grundsätzen treu an, erhielt nach Kräften die Ordnung in Paris. rettete am 5. u. 6. Octbr. die königl. Familie und verhinderte nach der unglücklichen Flucht des Königs die Ausrufung der Republik. Das unsinnige Decret der Nationalversammlung, durch welches sie alle ihre Mitglieder von der Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten für die wichtigste Zeit ausschloß, entfernte L. aus Paris und von der Nationalgarde. Er erhielt das Commando der Ardennenarmee und organisirte dieselbe, während das Königthum in Paris zu Grunde gerichtet wurde. Er kehrte deßwegen zurück, aber anstatt mit der Nationalgarde einen Schlag zu führen, verlor er seine Zeit mit Reden in der Nationalversammlung, und als er hierauf zu der Armee eilte u. die Commissäre der Nationalversammlung verhaften ließ, fand er den Geist der Armee so verändert, daß er über die belg. Gränze flüchten mußte. Er wurde von Oesterreich in Olmütz bis 1797 in Hast gehalten, wo ihn Bonaparte frei machte. Bis 1815 lebte er zurückgezogen und zeigte nach der Schlacht von Waterloo als Deputierter, daß er seitdem Republikaner geworden. Er war es namentlich, der Napoleon I. durch die Kammer zur schleunigen Abdankung zwang und dadurch den Verbündeten den Sieg über Frankreich wesentlich erleichterte. Von 1818–1824 saß er auf der äußersten Linken in der Deputirtenkammer, wurde 1824 nicht wieder gewählt, feierte dagegen als »Gast der Nation« einen unerhörten Triumph in Nordamerika. Von 1827–30 half er wieder opponiren u. agitiren; als der Kampf der Julirevolution entschieden war, stellte er sich an die Spitze der Nationalgarde und ließ sich widerstrebend von Laffitte überreden zur Erhebung Louis Philipps mitzuwirken und denselben öffentlich als »die beste Republik« zu umarmen. Die Freundschaft dauerte indessen nicht lange; als die Regierung sein Commando der Nationalgarde des ganzen Königreichs aufhob, legte er auch das über die Pariser Nationalgarde nieder, saß wieder auf der äußersten Linken, bis er d. 20. Mai 1834 st. u. den Ruf eines edlen reinen Charakters, zugleich aber den eines idealen Politikers hinterließ, der weder Menschen noch Verhältnisse kannte. Sein Sohn George, geb. 1777, diente als Offizier unter Napoleon, der ihn jedoch nicht beförderte; als Deputirter gehörte er zur äußersten Linken, st. 1849; dessen Söhne Oskar, Offizier, und Edmond, tauchten während der kurzen letzten französ. Republik in der constituirenden u. legislativen Nationalversammlung als gemäßigte Republikaner auf.
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