- Kotzebue [1]
Kotzebue, August Friedrich Ferdinand von, Bühnendichter u. Romanenschreiber, als solcher ein unerreichbarer »Held an Fruchtbarkeit« und namentlich als Lustspieldichter einst sehr beliebt, wurde geb. 1768 zu Weimar, von seinem Lehrer Musäus wie von Göthe früh zum Dichten ermuntert, studierte die Rechte und wollte Advokat werden, trat aber in russ. Dienste und war schon 1785 Präsident des Gouvernementsmagistrates von Esthland. Der ungemeine Erfolg seiner Dramen veranlaßte ihn, 1795 den russ. Staatsdienst aufzugeben u. 1797 Theaterdichter in Wien zu werden. Gelegentlich einer Reise in Rußland ward er wegen einem seiner Stücke 1800 aufgepackt und nach Sibirien geschleppt; den 1 jährigen Aufenthalt daselbst beschrieb er sentimental u. frivol zugleich in der Schrift: »Das merkwürdigste Jahr meines Lebens«. Ein kleines Stück »Der Leibkutscher Peters d. Gr.« machte ihn plötzlich zum Günstling des russ. Hofes u. zum Director des deutschen Theaters zu Petersburg. Nach Kaiser Pauls I. Ermordung lebte K. in Weimar, dann in Berlin als ein Publicist, dessen hervorstechendste Eigenschaften unverschämte Anmaßung und Niederträchtigkeit waren, mußte nach der Schlacht bei Jena vor den Franzosen fliehen, lebte 1806–13 wiederum in Rußland, kam 1813 als Staatsrath zurück, wurde am 23. März 1819 als russ. Spion und Verspotter der Burschenschaft zu Mannheim von dem Schwärmer Sand erdolcht. Daß K. ein leichtschaffendes Talent voll Erfindungsgabe und Witz war, ist so gewiß, als daß er jedes sittlich-religiösen Haltes und jeder ernsten Männlichkeit baar blieb; anderseits trifft das große Publikum, dem er entsprach, mindestens der Vorwurf, K.s Eitelkeit und Anmaßung ins Fabelhafte gesteigert zu haben. Von seinen 211 Schauspielen sind die bekanntesten: Menschenhaß und Reue, die Indianer in England, die Hussiten vor Naumburg, Johanna von Montfaucon und einige andere; seine Lustspiele sind zahlreich und diejenigen Stücke, in denen K.s Wesen am besten sich offenbarte. Die Sündfluth von Romanen, womit er die Welt überschwemmte (»Leiden der Ortenbergischen Familie« u.s.f.) ist vergessen. Als Polemiker (Bahrdt mit der eisernen Stirn 1789, der hyperboräische Esel, der Freimüthige u.s.f.) hat K. sich selber eine Schandsäule bei der Nachwelt errichtet, in seinen sog. historischen Werken bewiesen, daß der Beruf des Geschichtschreibers der letzte sei, für den ein K. taugt. Sämmtliche dramatische Werke Leipzig 1827–29, 44 Bde. – Von seinen 3 Söhnen starben 2 als russ. Oberoffiziere, der zweite:
http://www.zeno.org/Herder-1854.