Burschenschaft

Burschenschaft

Burschenschaft, die (vergl. Burse), nannte man die 1815 aus dem frühern Tugendbund hervorgehende Studentenverbindung, welche zuerst in Jena wissenschaftliche und patriotische Bestrebungen an die Stelle des von Zachariä gezeichneten Rennomistenthums setzen wollte. 1817 gab das Wartburgfest Anlaß zur Gründung einer allgemeinen B.; der überschwängliche Geist vieler Mitglieder in Verbindung mit traurigen Zeitverhältnissen stellte politische Bestrebungen in den Vordergrund und führte zu heimlichen engern Verbindungen. Die Ermordung Kotzebues 1819 durch Sand gab das Signal zur Verfolgung der B. Jetzt lösten die Karlsbader Beschlüsse die ganze B. als staatsgefährlich auf, man leitete Untersuchungen wegen demagogischen Umtrieben ein, die bis 1827 ohne erhebliches Resultat fortdauerten und das heimliche Fortbestehen der B., welche durch einen Ausschuß geleitet wurde, nicht zu hindern vermochten, wie dies der Bamberger Burschentag bewies; vielmehr wurde die Trennung der B. in Arminen, welche das Volk zunächst zur Mündigkeit heranbilden wollten, und Germanen, die alles Heil von der Revolution und Republik erwarteten und vielfach mit den Revolutionären des Auslandes, namentlich nach dem Polenkriege von 1831 verkehrt haben sollen, immer schroffer. Das Frankfurter Attentat lud vielen Studierenden harte Strafen und das traurige Loos politischer Flüchtlinge auf und führte in manchen Staaten fast zur Vernichtung, in allen zu starken Beschränkungen der sogen. akadem. Freiheit. Die Arminia allein bestand ihrem Wesen nach mit lockerer Verbindung der einzelnen Gesellschaften neben den sinnlos gewordenen und vielfach verkommenen Landsmannschaften fort. Im Anfang der vierziger Jahre blühte die B. von neuem auf, der Kampf gegen die Landsmannschaften entbrannte wiederum und führte auf mehreren Universitäten zur Gründung von sog. Ehrengerichten gegen das Duell. Letztere hatten jedoch wenig Bestand, denn politische Ansichten trennten die B. in Liberale und Radikale, Constitutionelle, Republikaner und Communisten. Die Anticipation der Revolution auf deutschen Universitäten fand im Inhalte und in den Schicksalen der 1845 von Struve eingeleiteten und bald wieder in nichts zerfließenden Studentenzeitungen ihren Ausdruck. Die Mitglieder der B., welche weder zur äußern noch innern Einheit gelangte und sich »Reformpartei« nannte, nahmen im Ganzen während der Revolution von 1848 keine hervorragende Stellung ein, denn die österr. Studenten und vor allem die Wiener Aula dürfen insofern nicht zu ihr gezählt werden, als dieselbe früher bereits in gar keiner Verbindung mit dem übrigen Deutschland standen und die Hochschulen überhaupt ihre frühere Bedeutung eingebüßt hatten. Doch leisteten die Studierenden in den 2 Revolutionsjahren mehr als genug, um auf viele Mängel des höhern Erziehungswesens aufmerksam zu machen. Vgl. die Schriften von Haupt (1820). Herbst (1823). Die Darlegung der Ergebnisse der bis 1838 dauernden polit. Untersuchungen durch den deutschen Bundestag, Schedlers »Studentenspiegel« u.a.


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  • Burschenschaft — Burschenschaft …   Deutsch Wörterbuch

  • Burschenschaft — Bur schen*schaft , n.; pl. { schaften}. [G.] In Germany, any of various associations of university students formed (the original one at Jena in 1815) to support liberal ideas, or the organization formed by the affiliation of the local bodies. The …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Burschenschaft — Burschenschaft. Nach dem Kriege von 1815 vereinigten sich zu Jena mehrere Studenten, um den Landsmannschaften u. der daraus hervorgehenden Trennung des vaterländischen Sinnes entgegen zu wirken, zugleich aber das wüste, akademische Leben im… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Burschenschaft — Burschenschaft. Unter dem erhebenden Eindruck des Befreiungskrieges gründeten Jenaer Studenten, deren viele Mitkämpfer dieses Krieges gewesen waren, gegenüber den in überlebten Formen und Händeln, vielfach auch in Roheit befangenen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Burschenschaft — Burschenschaft, eine zuerst 12. Juni 1815 in Jena begründete Vereinigung von Studierenden zur Pflege vaterländischen Sinnes und zur Besserung des rohen Studentenlebens der Landsmannschaften, verbreitete sich von Jena aus über fast sämtliche… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Burschenschaft — ist Burschen schafft, sagt Kamptz. – Simrock, 12284 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Burschenschaft — „Großer Burschenschafterzirkel“. Die ineinander verschlungenen Buchstaben E, F und V stehen für den Wahlspruch der Urburschenschaft Ehre, Freiheit, Vaterland. Burschenschaften sind eine tradierte Form einer Studentenverbindung. Sie finden sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Burschenschaft — Bụr|schen|schaft 〈f. 20; seit 1815〉 studentische Verbindung * * * Bụr|schen|schaft, die; , en: Farben tragende [waffenstudentische] Korporation: einer B. angehören. Dazu: Bụr|schen|schaf|ter, Bụr|schen|schaft|ler, der; Bụr|schen|schaf|te|rin …   Universal-Lexikon

  • Burschenschaft — Couleurs et casquette de la Burschenschaft de l Université Friedrich Alexander d Erlangen Nuremberg sur une carte postale ancienne Une Burschenschaft est une forme de société d étudiants des pays germaniques, baptisée en référence à la… …   Wikipédia en Français

  • Burschenschaft —    A German student organization that emerged at the time of the Wars of Liberation against Napoleon between 1813 and 1815. The Burschenschaft ’s twin goals of the formation of a German nation state and political freedom were disappointed by the… …   Encyclopedia of the Age of Imperialism, 1800–1914

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