- Kaiser
Kaiser, vom latein. Cäsar (s. d.): seit Karl d. Gr. die Bezeichnung der höchsten monarchischen Würde, indem er als Nachfolger der römischen Cäsaren und Imperatoren gedacht wurde, deren Reich der Erdkreis (orbis romanus) hieß, neben welchem die barbarischen Reiche und Völker bedeutungslos erschienen. Die Fortsetzung des röm. K.thums durch Karl d. Gr. hatte noch eine höhere Bedeutung, insofern der K. der erste Monarch, das weltliche Oberhaupt aller christlichen Völker (orbis christianus, res publica christiana), ihr Beschützer und Vertheidiger gegen die nichtchristlichen Völker sein u. durch Besiegung derselben das Christenthum u. das K.thum ausbreiten sollte. Als Schirmherr der Christenheit erhielt er von dem Papste, dem geistlichen Oberhaupte der Christenheit, die Krönung und Salbung. Es konnte deßwegen nur einen K. geben, den römischen, und wirklich kam ebensowenig eine Einigung zwischen dem röm.-deutschen K. u. dem byzantinischen, als zwischen der schismatischen griech. Kirche und der röm.-kath. zu Stande. Schon im Mittelalter waren mächtige Monarchen auf die K. würde eifersüchtig und legten sich, aber ohne Erfolg, den K.titel bei z.B. Ferdinand I. von Castilien, Kanut d. Gr. Peter I. von Rußland schloß 1721 den russ. K.titel an den byzantinischen an. dessen Erbe er sein wollte, Napoleon I. u. III. aber an Karl d. Gr., indem die Franzosen den deutschen Franken Karl als französ. Eroberer auffassen. In der öffentlichen Meinung bezeichnet K. den Beherrscher eines sehr großen Reichs, weßwegen die Sultane des osmanischen und marokkanischen Reichs, die Beherrscher von China, Siam, der Großmogul etc. K. genannt wurden, und Dom Pedro in Brasilien, Iturbide in Mexiko, endlich auch Soulouque auf Haiti den K.titel annahmen.
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