- Bienen
Bienen. Unter Bienen im weiteren Sinne versteht man Insekten, die eine eigene Familie in der Ordnung der Hautflügler bilden, im gewöhnlichen Sinne aber die gemeine Honigbiene (Apis mellifica). Ihrem Leben, als wäre es noch nicht reich genug an Wundern, wurde von jeher alles Mögliche angefabelt; die eifrigen Forschungen neuerer Zeit haben wohl hierin gesichtet, aber doch noch vieles nicht ins Klare gebracht. Die B. werden in eigenen Stöcken gehalten, in deren jedem ein für sich bestehender Schwarm, ein Volk, mit geregelten gesellschaftlichen Einrichtungen wohnt, an Zahl von 15–30000. Sie zerfallen in 3 Arten: Arbeitsb., oder geschlechtslose, an Zahl die meisten, Drohnen oder Männchen, ohngefähr 800–1000, und ein einziges Weibchen, Königin oder Weisel. Die Königin ist größer als alle andere, namentlich der Hinterleib gestreckter; sie ist mit einem Stachel versehen. Sie ist der Mittel punkt des Ganzen. von ihr hängt Wohl und Weh des Volkes ab, und an sie knüpft sich alle gesellschaftliche Ordnung. Geht sie zu Grund, so entsteht allgemeine Verwirrung, bis die Arbeiter aus einer Arbeitslarve, durch Vergrößerung der Zelle und besseres Futter, sich wie der eine neue Königin erzogen haben. Vom Frühjahr bis Ende Sommer legt sie an 30000 Eier. Aus einem solchen entsteht nach 3 Tagen eine Made, die von den Arbeitsb. gefüttert wird; hat diese ihre völlige Größe erreicht, so wird die Zelle geschlossen und die Made verpuppt sich, um nach 13 Tagen als vollkommenes Insekt durch den Deckel der Zelle durchzubrechen. – Die Arbeitsb. sind die kleinsten, es sind Weibchen, die nicht vollkommen entwickelt sind. Sie haben einen Stachel, an den Beinen Schaufel und Haarbürste; sie sammeln ein und bauen, füttern und pflegen die Larven. Sie saugen den Nektar aus den Blüthen u. verschlucken ihn; erst im Magen der B. wird er zu Honig, den sie daheim in die Zellen ausspeien. Zu gleicher Zeit sammeln sie auch den Blüthenstaub der Blumen, entweder mit den Kiefern oder mit allen Haaren des Körpers, und bringen ihn von da mittelst der Bürsten an die Schaufel der Hinterfüße (die gelben Höschen). Auch diesen verschlucken sie, damit er im Inneren zu Wachs verarbeitet werde, welches sie dann durch die Ringel des Hinterleibes ausschwitzen u. sogleich zum Bau der Zellen verwenden. Die Zellen liegen in Waben beisammen, welche Zwischenräume als Gassen zwischen sich lassen. Ungefähr 3–12 dieser Zellen, welche rund und bei weitem größer als die anderen sind, sind für die künftigen Königinen bestimmt. Die anderen, an Gestalt gleichen, 6eckigen Zellen, enthalten theils Brut, theils Honig, theils Futterbrod. Außer Honig sammeln die B. auch noch von harzschwitzenden Bäumen das sogen. Stopfwachs, Vorwachs (Propolis). womit sie, besonders bei Beginn des Baues, alle Ritzen ihrer Wohnung verkleistern. – Die Drohnen oder männlichen B. sind größer als die Arbeitsb., aber stachellos. Sie sind die Männchen der Königin, arbeiten nicht u. werden deßhalb gegen den Herbst, sobald sie überflüssig geworden. von den Arbeitsb. in einen Winkel der Waben zusammengetrieben und getödtet, und mit ihnen auch die männl. Larven und Puppen aus dem Stocke geworfen (Drohnenschlacht). – In einem Stocke wird nur eine Königin geduldet, weßhalb auch, sobald die neuen Königinen dem Auskriechen nahe sind, die Auswanderung des jungen Schwarms vorbereitet wird. der Stock wird unruhig, und sobald das Wetter günstig ist, fliegt die Königin mit dem neuen Schwarme davon, der dann aufgefangen und in einen neuen Stock gebracht wird. Dieses ist das Schwärmen. Die erste von den jungen Königinen im alten Stocke tödtet nun ihre Mitschwestern, oder sie bildet, bei starkem Volke, einen neuen Schwarm und zieht davon, was man Nachschwärmen heißt, u. was bei einem Stocke bis 4mal geschehen kann. – Ein guter Stock gibt jährlich bis 20 Pfd. Honig und ungefähr 3 Pfd. Wachs.
http://www.zeno.org/Herder-1854.