Blattern

Blattern

Blattern, Pocken (Variolae), sind ein mit Fieber verbundener, acuter, meist epidemisch auftretender Hautausschlag. Die Krankheit beginnt mit Fieber, ziehenden Schmerzen in den Gliedern und im Kreuze, und einem eigenthümlichen, schimmlichten Geruche des Kranken; am 4. Tage erfolgt der Ausbruch des Eranthems, u. zwar regelmäßig von oben nach unten, zuerst im Gesicht; es erscheinen rothe Flecken mit einem kleinen Knötchen in der Mitte, nach 3 weiteren Tagen, wenn der Ausbruch am ganzen Leibe geschehen, hört das Fieber auf, u. die Knötchen entwickeln sich weiter, bis sie die volle Ausbildung der Pockenpustel erreichen, von ovaler Gestalt, mit im Inneren fächerigem Bau und einem kleinen Eindrucke auf der Höhe, dem Nabel oder. der Delle. Mit dem 9. Tage beginnen die Pusteln zu eitern, es erhebt sich neues Fieber (Eiterungsfieber) mit Anschwellung der Theile, u. dieser Zeitraum ist gewöhnlich der gefährlichste der ganzen Krankheit. Mit dem 10. bis 12. Tage werden die Pusteln, in derselben Ordnung wie sie angefangen haben, dunkler, und platzen oder trocknen ein, und bilden dunkle, harte Schorfe. Zuletzt fallen diese ab und hinterlassen die den Pocken charakteristischen Narben, mit unregelmäßigen gezakten Rändern u. punktirtem Grunde, die zeitlebens bleiben. Ueber das Entstehen der Pocken ist man noch im Dunkel. Eine Anlage zu denselben ist bei allen Menschen, mit sehr wenig Ausnahmen anzunehmen, und sie können, ohne Ansteckung, von selbst entstehen. Einmal ausgebrochen aber wird die Krankheit besonders durch Ansteckung weiter verbreitet. Die Anlage wird am sichersten gehoben durch das Ueberstehen der Krankheit selber, aber auch die Vaccine, die Kuhpockenimpfung, vermag dieselbe zu tilgen, doch nicht mit voller Sicherheit, und ihre Schutzkraft scheint nach längerer oder kürzerer Zeit zu erlöschen. Werden indeß Vaccinirte von der Krankheit befallen, so nimmt diese eine mildere Form, die Form der Varioloiden oder modificirten B.n an. Ueber den geschichtlichen Gang der Krankheit läßt sich wenig Sicheres ermitteln. Man weiß, daß sie in China, Japan, schon vor Christi Geburt bestand, und wahrscheinlich kam sie schon in frühen Jahrh. zu uns, denn daß sie erst durch die Kreuzzüge aus dem Orient zu uns gebracht worden, ist unwahrscheinlich, und von keinem Arzte jener Zeit wird ihrer als einer erst neu entstandenen Krankheit erwähnt. Sicher ist nur, daß seit dem 13. Jahrh. die Pocken im Abendlande in immer sich wiederholenden und oft sehr verheerenden Epidemien auftreten, bis ihnen Ende vorigen Jahrh. durch Jenners Erfindung der Kuhpockenimpfung Schranken gesetzt wurden.


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