Schnellpressen

Schnellpressen

Schnellpressen, heißen in der Buchdruckerei die Maschinen zur Beschleunigung des Drucks. Der Engländer Nicholson hatte bereits 1790 eine Idee dieser Erfindung, nahm auch ein Patent darauf, konnte jedoch mit der Ausführung nicht zu Stande kommen. Der eigentliche Erfinder der S. ist ein Deutscher, Friedrich König (s. d.); er erbaute zu London im Verein mit seinem Landsmanne A. Bauer die erste derartige Maschine, welche 1814 zum Druck der Times angewendet wurde und 1100 Bogen in der Stunde, also die 5fache Arbeit der Handpresse lieferte. Der Druck der einfachen S. wird im Wesentlichen auf folgende Weise bewerkstelligt: An dem vordern Theile der Maschine befindet sich die Vorrichtung, welche die Druckerschwärze (technisch: Farbe) enthält; darunter hebt und senkt sich abwechselnd eine Walze, welche die Farbe abnimmt und dieselbe verschiedenen andern Walzen zuführt, die sie ihrerseits auf ihrer Oberfläche gleichmäßig vertheilen und sodann die unter ihnen liegende Druckwalze damit versehen; letztere dreht sich beständig u. schwärzt den in eine eiserne Rahme eingeschlossenen, auf einem eisernen Fundamente hin u. her bewegten Satz ein. Alle diese Walzen sind theils aus Metall, theils, namentlich die Druckwalze, aus einer Mischung von Leim und Syrup, über ein Holzgestell gegossen. Am mittleren Theile der Maschine wird der Bogen Papier durch Menschenhand ausgebreitet und legt sich sodann, von Bändern gehalten, über den hohlen Druck-Cylinder, dessen drehende Bewegung den Bogen mit der Oberfläche des unten vorbeifahrenden eingeschwärzten Satzes in Berührung bringt. Der also bedruckte Bogen wird am hintern Theile der Maschine ausgeworfen u. durch eine Person aufgefangen. Ein großes Schwungrad, das den ganzen Mechanismus in Bewegung setzt, wurde anfangs durch Menschenhände umgedreht, dann durch Anwendung der Dampfkraft ersetzt u. diese Einrichtung auf mehre S. zugleich ausgedehnt. Alsbald nach Einführung der S. wurden dieselben auf mancherlei Weise theils durch den Erfinder, theils durch andere Mechaniker vervollkommnet, so z.B. der ganze Mechanismus dergestalt vereinfacht, daß das Umdrehen nur die Hälfte der früheren Kraft bedurfte; noch ein Druck-Cylinder angebracht und der Rückgang des Fundamentes zum Druck eines zweiten Bogens benutzt; mit doppeltem Satz, Cylinder u. Walzenwerk zugleich das Umschlagen des Bogens bewirkt, wodurch die Completmaschinen entstanden, welche in einer Stunde etwa 1000 Bogen auf beiden Seiten bedruckt lieferten. Die Engländer Applegath u. Cowper wendeten einen aufrechten Druck-Cylinder an mit 8fachem Walzenwerk, wodurch man 10000 Bogen auf beiden Seiten druckte. 1851 endlich stellten Hoe u. Comp. in New-York eine Druckmaschine auf, die Mammuth-S. genannt, welche die 60000 starke Auflage des New-York-Sun in 3 Stunden druckt. Sie wird mit Dampf getrieben, wirst nach jedem Umdrehen 8 vollständig bedruckte Bogen aus und hat eine Länge von 40' bei einer Höhe von 20, welche letztere in 2 Etagen getheilt ist, zu denen man auf einer Treppe gelangt; ferner 1200 Räder, 400 Scheiben, 200 hölzerne Walzen oder Rollen, 400 Bänder etc. 16 Arbeiter sind dabei beschäftigt und leisten mit der Maschine soviel als ehemals 600 mit der Handpresse. Der Preis ist 20000 Dollars. – Außer diesen für das Zeitungswesen berechneten Verbesserungen hat man es auch dahin gebracht, kleine und schwierige Arbeiten z.B. Visitenkarten, Holzschnitte etc. ebenso sauber als auf der Handpresse zu drucken.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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