- Robespierre
Robespierre (Robespiär), François Maximilien Joseph Isidore, das berüchtigste Haupt der Schreckensmänner der ersten franz. Revolution, geb. 1759 zu Arras, früh Waise, studierte mit Unterstützung des Bischoff von Arras im Collège Ludwigs XIV., wurde Advocat, löste 1784 eine philosophische Preisfrage u. wußte sich in seiner Vaterstadt so populär zu machen, daß ihn dieselbe 1789 in die constituirende Versammlung schickte. Hier blieb er fast unbeachtet, dafür spielte er im Jacobinerclub und in den Kaffehäusern bald eine Rolle; was ihm an Geist u. Muth abging, ersetzte er durch Schlauheit, Ränke sucht u. Frechheit, er hing sich an Danton, Marat, Saint-Just, Hebert u.a., hetzte den Pöbel zu Gewaltstreichen und intriguirte gegen jede Partei und Personen, die gerade in Macht standen. Mit dem Nationalconvent (21. September 1792) kam seine Zeit; nachdem der König ermordet war, hatte die Revolution die letzte Brücke hinter sich abgebrochen, R. wollte über alle Parteien und Nebenbuhler emporsteigen, Frankreich zu einer tabula rasa machen, auf derselben das Ideal einer Rousseauʼschen Republik verwirklichen und als Hohepriester u. Dictator derselben herrschen. Um diese Zwecke zu erreichen, war ihm kein Mittel zu schlecht und keine Blutthat zu schauerlich, dabei verstand er es meisterlich, andere für sich die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen und namentlich auch, sich den Nimbus republikanischer Tugendhaftigkeit zu bewahren. Ihm u. den Dantonisten erlag die Gironde, ihm und seinen unbedingten Helfershelfern Danton mit den Seinigen, denen gegenüber R. auf den erlogenen Ruhm seiner Unbestechlichkeit pochte. Kurz vor den Dantonisten hatte er die schamlosen Hebertisten u. verrückte Atheisten, wie den Anacharsis Klootz, unter das Fallbeil der Guillotine geschickt; R. hatte keinen Nebenbuhler mehr, aber jeder mußte bei dem Argwohn des Tyrannen für seinen Kopf zittern, im Convente selbst entstand eine förmliche Verschwörung, R. wurde von Tallien, Vadier u.a. mit der Anklage, er sei ein neuer Catilina, überrumpelt und erlag dem ersten Angriff, weil die Pariser bis zum Abschaum herab des Mordens müde geworden waren. Verhaftet zerschmetterte er sich durch einen Pistolenschuß die Kinnlade, am 28. Juli 1794 wurde er mit 21 Gefährten hingerichtet, am 30. Juli traf dasselbe Schicksal noch 71 Schreckensmänner. – R., Augustin, Bon Joseph, geb. 1764 zu Arras, gleichfalls Advocat, der Bruder und Handlanger des Vorigen, stand und fiel mit diesem. – R., Charlotte, Schwester der beiden Vorigen, aber Gegnerin der Bestrebungen derselben, gab zu Paris 1794 ein »Mémoire sur ses deux frères« heraus, erhielt von Napoleon I. eine kleine Pension und genoß dieselbe, bis sie 1834 st. – Ueber R. gibt es eine Menge Schriften (vergl. E. M. Oettingers: Bibliographie biographique universelle, Brux. 1854), auch ermangelte man nicht, seit der Revolution R.s Schuld bis ins Ungebührliche den Zeitverhältnissen in die Schuhe zu schieben, ihn als Helden zu verherrlichen u. seine kalten giftigen Reden als Muster politischer Beredsamkeit in Sammlungen aufzunehmen).
http://www.zeno.org/Herder-1854.