- Rienzi
Rienzi, Cola di, eigentlich Niccolo Gabrino, der röm. Volkstribun, geb. 1313 zu Rom, von dunkler Herkunft aber geistreich, gebildet u. beredt, wurde päpstlicher Notar, auch zum Mitglied der Deputation erwählt, welche den Papst Clemens VI. (1342–1352) zur Rückkehr von Avignon nach Rom bewegen sollte. Während in der Abwesenheit des Papstes unaufhörliche Parteikämpfe und die Tyrannei des Adels das Volk drückten, schmeichelte sich R. bei demselben ein und erhitzte es durch die in seiner Zeit neubelebten Erinnerungen an die Tage altröm. Weltherrschaft. Im Mai 1347 ward er zum Tribunen der Republik Rom ausgerufen u. mit dictatorischer Gewalt ausgerüstet, der Papst aber bestätigte ihn in seiner Würde, namentlich um den Uebermuth des Adels zu brechen. Allein R. selber wurde binnen kurzem außerordentlich übermüthig und machte Streiche, welche Schlossers hartes Urtheil, der in diesem Freunde Petrarcas nur einen lächerlichen Possenreißer sieht, theilweise rechtfertigen. Eine Empörung des Adels schlug R. zwar nieder, aber der Papst schleuderte eine Bulle wider ihn, das Volk wurde seiner satt und schon im Januar 1348 mußte R. verkleidet aus Rom fliehen. Kaiser Karl IV. lieferte ihn dem Papste nach Avignon aus. R. gewann jedoch das Vertrauen Innocenz VI. (1352–62) und als ein gewisser Baracelli od. Baroncelli in Rom abermals die Tribunenrolle spielte, machte der Papst den R. zum Senator von Rom und sandte ihn mit einem Cardinal dahin ab. Sein Erscheinen am 1. August 1354 bereitete der Herrschaft des Nebenbuhlers sofort ein Ende, allein abermals mißbrauchte R. seine Macht, die Colonnas schürten, das Volk zündete den Palast seines vor kurzem vergötterten Lieblings an und erschlug denselben schon am 4. October 1354. – Ueber R. ist viel geschrieben worden, aber eine gerechte Würdigung des jedenfalls merkwürdigen Mannes noch zu erwarten. F. Papencordtʼs Schrift: Cola di R. u. seine Zeit (Hamburg 1841) wurde 1845 ins Französ. und Italien. übersetzt.
http://www.zeno.org/Herder-1854.