- Racine
Racine (Rassihn), Jean de, einer der gefeiertsten Dichter Frankreichs, geb. 1639 zu Laferté-Milon. einem Städtlein nicht gar weit von Paris, erlangte die Gunst Ludwigs XIV., st. 1699 zu Paris. Durch das Studium der Alten gebildet u. denselben nacheifernd, thaten R. und Boileau das Meiste, um in Frankreich die Alten und als Kunsttheoretiker den Aristoteles zur Alleinherrschaft zu bringen; neben Corneille steht R. als Schöpfer des frz. Trauerspieles da u. überflügelte jenen im Rührenden und Zärtlichen, wohl auch in der Eleganz u. im Wohlklange des Versbaues. Seine besten Tragödien sind: Iphigénie (1675, deutsch von F. Schiller, 1805), Phèdre (1677, deutsch von Böttger, Leipz. 1853) u. Athalie (1689, deutsch von K. F. Cramer, Kiel und Hamburg 1786). Die Eigenthümlichkeit, daß R. die fremdartigsten Gestalten, Türken, hellenische Helden u.s.f. in lauter Franzosen in fremder Tracht verwandelt. theilt er mit den übrigen Classikern aus dem Jahrh. Ludwigs XIV. Für das Kloster St. Cyr dichtete R. religiöse Gesänge voll Gefühl, lieferte auch andere Gedichte und bewies in den Briefen an seinen Sohn, daß er große Kenntnisse besitze und auch eine classische Prosa zu schreiben verstehe. – R., Louis, der 2. Sohn des Vorigen, geb. 1692 zu Paris, wurde Beamter und st. 1763; als Dichter läßt er sich keineswegs mit dem Vater vergleichen, allein seine philosophischen Lehrgedichte La Grâce (1720) u. besonders La Religion (1742) mach en seiner Gesinnung besonders für seine Zeit Ehre, seine Oden sind voll Ernst u. Würde, die prosaischen Arbeiten über die Trauerspiele u. das Leben des Vaters werthvoll; hinsichtlich des sprachlichen Ausdrucks kam er dem Vater nahe.
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